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02-2013

Ausgabe 02/2013
Marie-Theres Wacker Dr. phil. Barbara Klara Renz (1863-1955): Eine katholische Interpretin der Bibel zwischen Ethnologie, Religionsphilosophie und dem Streit für das Bildungsrecht von Frauen

Abstract:

On the occasion of her 150th birthday on December 12, 2013, this article calls to mind and honours Dr. phil. Barbara Clara Renz (1863-1955) by analysing her life and work. She was the first woman of the former kingdom of Bavaria to receive a doctorate; her life was a courageous and desperate struggle to gain reputation as a female intellectual, her readings of the Bible are informed and moved by ethnology, philosophy of religion, her catholic faith and her commitment for women’s higher education.

Am 12. Dezember 2013 jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag einer bemerkenswerten Frau, der überzeugten Katholikin, Ethnologin, Religionsphilosophin und Streiterin für Frauenrechte Dr. phil. Barbara Klara Renz. Dieses Datum nehme ich zum Anlass, ihr erhaltenes wissenschaftliches Werk auf dem Hintergrund ihrer Lebensgeschichte zu würdigen. [1] Dabei kann und will ich mir nicht anmaßen, ihrem weitgespannten Schrifttum in allen Fachgebieten, die sie berührt, gerecht zu werden, sondern werde mich konzentrieren auf ihren Umgang mit der Bibel und hier besonders dem Alten Testament. Über diese Konzentration aber wiederum, so scheint mir, kommen die Grundlinien ihres gesamten Lebenswerkes angemessen in den Blick.

Wer Barbara Renz über ihre Biographie näherkommen möchte, stößt auf die (zu erwartende) Schwierigkeit, dass autobiographische Stilisierungen, persönliche Erinnerungen derer, die sie noch kannten, in Archiven erhaltene einschlägige Dokumente und spezifische Perspektiven in bereits vorliegenden biographischen Darstellungen jeweils bestimmte „Bilder“ ihrer Person produzieren. [2] Die hier vorgelegte Skizze ihres Lebensweges (1.) zeichnet Barbara Renz’ Kampf und Schicksal auf dem Hintergrund noch weitgehend fehlender Bildungs-, Studien- und entsprechender Berufsmöglichkeiten von Frauen nach. Den biographischen Bemerkungen folgen Lektüren ihrer Publikationen selbst [3] (2.-3.). Von ihnen her lassen sich die thematischen Schwerpunkte der Forschungen von Barbara Renz, ihre Denkansätze und ihre politisch-praktischen Ziele erfassen, von ihnen her erschließt sich auch ihr Umgang mit der Bibel. Verwoben damit ist die Frage des wissenschaftlichen Austausches bzw. der gegenseitigen Beeinflussung zwischen Dr. phil. Barbara Renz und ihrem Bruder, dem Theologieprofessor Dr. theol. Franz Renz.

1. Der biographische Rahmen

Barbara Klara Renz wurde am 12. Dezember 1863 als zehntes von elf Geschwistern in Altenstadt a.d. Iller geboren, einer ländlichen Kleinstadt im zum Königreich Bayern gehörenden Bayrisch-Schwaben. Die Eltern besaßen ein kleines landwirtschaftliches Anwesen und arbeiteten zudem im Färberhandwerk. [4] Ihr drei Jahre älterer Bruder Franz durfte eine höhere Schule besuchen, das Knabenseminar des Bistums Augsburg in Dillingen an der Donau, das auf den Eintritt ins Theologische Studium ebendort vorbereitete. [5] Damit war sein Weg zur Priesterweihe vorgezeichnet. Barbara blieb, wie für Mädchen aus ihrer Schicht üblich, in der Volksschule am Ort, in der sie, wie sie selbst berichtet, [6] als eine Art Wunderkind galt, weil sie schon vor der Einschulung lesen konnte. Man schickte sie nach Ende ihrer Schulzeit in das nahegelegene Kloster Bonlanden, wo sie mehrere Jahre in sog. weiblichen Handarbeiten, v.a. Paramentenstickerei, ausgebildet wurde. Die Ordensfrauen hätten es wohl gern gesehen, dass die junge Frau ins Kloster eingetreten wäre; Barbara aber verfolgte andere Pläne. Im Eigenstudium brachte sie sich, neben ihrer Tätigkeit als Handarbeitslehrerin, die grammatischen Grundlagen mehrerer Sprachen bei und konnte nach dem Tod der Mutter (1883) mit einer kleinen Erbschaft nach München gehen, um Privatunterricht zu nehmen, der sie nach ihren Vorstellungen auf das Abitur vorbereiten sollte. Ihr Wunsch, in der Landeshauptstadt die Reifeprüfung abzulegen, scheiterte zunächst an einer Ablehnung, da es in Bayern „kein Absolutorium für Mädchen“ [7] gab. Das Abitur machte Barbara Renz schließlich 1887 in Zürich – in der Schweiz hatte man sich bereits, anders als in den Staaten des deutschen Kaiserreiches, der „höheren Frauenbildung“ geöffnet.

Ihre Bewerbung um einen Studienplatz an der Sapienza, der ältesten Universität Roms, wurde positiv beschieden, [8] so dass sie dort in den Jahren 1887-1892 ein breites Spek­trum geisteswissenschaftlicher Fächer [9] studieren konnte, ihre Sprachenkenntnisse vertiefte und mit dem philosophischen Doktorgrad abschloss. [10] Ohne finanzielle Unterstützung lebte sie in diesen Jahren u. a. von kleinen Stellen als Hauslehrerin (offene Avancen sexuellen Interesses von Seiten eines Hausherrn inklusive) und schildert diese Zeit ansonsten als veritable Hungerjahre. [11]

Da es trotz der Promotion für sie aussichtslos war, in Bayern eine ihren Vorstellungen entsprechende, nämlich akademische Anstellung zu finden, übersiedelte sie wohl 1893 [12] an die Ostküste der USA in der Hoffnung, dort „einen Lehrstuhl in Philosophie erobern“ zu können [13] – eine Hoffnung, die sich vor Ort jedoch als nur mit langem Atem realisierbar erwies. [14] Barbara Renz hielt sich, wie schon in Rom, mit Stellen als Hauslehrerin über Wasser, versuchte sich auch als Chorleiterin und Kunstmalerin, um ein Einkommen zu haben, war während der jeweils nur kurzzeitigen Tätigkeit als Dozentin an zwei sog. Akademien vom schlechten intellektuellen Niveau der Lernenden und Mitlehrenden enttäuscht und ging auch mit dem er­sten katholischen Frauen-College im Bundesstaat New York, dem 1897 gegründeten College der Ursulinen von Leland Castle in New Rochelle, hart ins Gericht. [15] Um in ihrem neuen Kontext anerkannt zu werden, strebte sie eine weitere philosophische Promotion in New York an und verfasste eine kritische Dissertation zu dem seinerzeit in den USA einflussreichen Werk Herbert Spencers, Principles of Sociology, die aber abgelehnt wurde. [16] Nach mehr als fünf Jahren kehrte sie nach Bayern zurück. Sie lebte wohl zumindest zeitweise bei ihrem Bruder Franz, der inzwischen den theologischen Doktorgrad erworben hatte und Subregens des Dillinger Prie­sterseminars geworden war, [17] und trat durch Vorträge und publizi­stische Betätigung an die Öffentlichkeit. Die beiden großen Themenkreise, die sie ihr Leben lang begleiten sollten, sind bereits in dieser Zeit die vergleichende Ethnologie bzw. Religionsphilosophie und der Streit um Frauenrechte, vor allem Frauenbildung. [18] 1901, inzwischen wohl in München wohnhaft, [19] begründete sie eine eigene Zeitschrift, die Völkerschau, die sie über mehrere Jahre herausgab und zu der sie zahlreiche eigene Studien beitrug. Ideell und finanziell unterstützt wurde sie darin durch Prinzessin Therese, Tochter des Prinzregenten Luitpold von Bayern und bekannte Naturkundlerin. Gleichzeitig versuchte sie, in der Münchner Königlichen Bibliothek eine feste Anstellung zu erhalten. Auch dies war gescheitert, [20] als Barbara Renz ihrem Bruder im Herbst 1904 nach Münster folgte, wo er ein Jahr zuvor den Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholisch-Theo­logischen Fakultät erhalten hatte. [21] Immerhin aber war ihr 1902 in Bayern gestattet worden, ihren römischen Doktortitel zu führen. [22]

Ihre Zeitschrift hatte sie eingestellt, [23] aber auf deren Linie trieb Barbara Renz in Münster ein Publikationsprojekt voran, das sie auf mehrere Bände angelegt hatte und mit dem sie die neue Disziplin der Völkerkunde einem breiteren Publikum nahebringen wollte. Ein erster Band zur Kultur der indigenen Völker Nordamerikas erschien 1907 (mit einer Widmung an Therese Prinzessin von Bayern). [24] Im November 1905 bereits hatte sie in der Aula der Königlichen Universität Mün­ster einen öffentlichen Vortrag gehalten, der ebenfalls auf den Kontext dieses Projektes weist. [25] Daneben engagierte sie sich aber auch weiterhin für Frauenrechte und schrieb u.a. für die Zeitschrift des neugegründeten Katholischen Deutschen Frauenbundes. [26]

Die Zeit in Münster währte allerdings nur kurz: Im Wintersemester 1906/7 betrieb der Bischof von Münster ein Lehrzuchtverfahren gegen ihren Bruder Franz Renz, das mit dessen Versetzung an die Universität Breslau endete. Barbara begleitete ihn dorthin. In den folgenden Jahren arbeitete sie vor allem an einem weiteren ethnologischen Projekt, der Überarbeitung des umfangreichen Werks von Heinrich Ploss über Das Kind in Brauch und Sitte der Völker. 1911/12 erschien dessen dritte, von ihr noch einmal stark erweitere Ausgabe. [27] Schon damals hatte sie begonnen zu einem Thema zu recherchieren, das nun zunehmend stärker in den Vordergrund tritt: die Symbolik von Schlange und Baum in den Religionen der Welt. [28] Nach dem frühen Tod ihres Bruders 1916 – sie war inzwischen 52 Jahre alt – kehrte Barbara Renz nach Dillingen zurück, wo sie noch Jahrzehnte lang ihren Forschungen nachging, publizierte, was sie unterbringen konnte, und Vorträge hielt. Ab 1925 war sie für einige Jahre auch Abgeordnete der Bayrischen Volkspartei im Stadtrat [29] und kämpfte noch 1932 für eine stärkere Repräsentation von katholischen Frauen im Bayrischen Landtag [30]. Als eine der von der Inflation um ihre Rücklagen Gebrachten hatte sie 1929 in der Zeitschrift des Katholischen Deutschen Frauenbundes einen flammenden Appell an die katholischen Frauen gerichtet, sich für die Sache der „Kleinrentner“ stark zu machen. [31]

Barbara Renz starb am 1. April 1955 in Dillingen. Aus ihrem Lebenswerk zu „Schlange und Baum“ hat sie nur Ausschnitte – eine kleine Monographie zum „orientalischen Schlangendrachen“ [32] und einige Aufsätze – publizieren können; der größere Teil blieb ungedruckt und gilt als verschollen.

2. Schriften 1899-1912

2.1 Reflexionen einer „schwäbischen Philosophin“

Barbara Renz hat, wie oben erwähnt, nach ihrer Rückkehr aus den USA eine rege Vortragstätigkeit zwischen Augsburg, Darmstadt, Ulm und München entfaltet. Acht dieser Vorträge brachte sie in einem Sammelband unter dem sprechenden Titel Eine schwäbische Philosophin diesseits und jenseits des Ozeans heraus. [33] Damit trat sie erstmals mit einer eigenen Buchpublikation an die deutschsprachige Öffentlichkeit. [34] Drei der Beiträge kreisen um ihre Erfahrungen und Beobachtungen in „Onkel Sam’s Land“: Sie warnt allzu Leichtgläubige davor, dort das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu erhoffen; sie analysiert die politisch-soziale Situation des Landes, lobt das Engagement amerikanischer Frauen in der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei und beschreibt die Bildungs- und Studienmöglichkeiten der Amerikanerinnen als Modell für zu befördernde Entwicklungen im deutschen Kaiserreich. [35] Zwei weitere Beiträge setzen sich mit zwei in den USA seinerzeit einflussreichen Werken auseinander, H. W. Longfellows epischem Gedicht Hiawatha (1855) und Herbert Spencers Thesen zur Entstehung des Gottesdienstes aus dem Totenkult in seinen Principles of Sociology (1874). [36] Die drei verbleibenden Beiträge widmen sich mit jeweils unterschiedlicher Akzentsetzung dem Thema der Frauenbildung im deutschen Kontext. [37]

Als ein Grundmotiv, das diese acht Beiträge durchzieht, erscheint das Bestreben der Rednerin bzw. Autorin, dem „Irrglauben, studierte Frauen seien Ungläubige“ [38], bzw. „das wissenschaftliche Streben der modernen Frau (sei) gleichbedeutend mit ihrem Abfall von Gott und der Kirche“ [39], entgegenzuarbeiten. So zeigt sie im er­sten Vortrag, einem Durchgang durch die Geschichte der Frauenbildung, dass gerade das christliche Mittelalter mit seinen gelehrten Frauen Glaube und Wissen zusammenhielt, [40] ein Ideal, das ihr offenbar auch für sie selbst vorschwebt. In ihrer Auseinandersetzung mit Herbert Spencers Schriften bezeichnet sie dessen evolutioni­stische Thesen zur Gesellschafts- und Religionsentwicklung als „Gotteslästerungen des ungläubigen Spötters“ [41]. Longfellows Gedicht über den indianischen „Propheten“ Hiawatha dagegen rühmt sie als ein Werk, das den Beweis erbringe, „daß das ewige Licht auch den außer der Kirche Stehenden leuchte“ [42]. Hier wird das Anliegen der Autorin deutlich, in den Religionen der Welt die urmenschliche Sehnsucht nach Gott anzuerkennen, ja weiter noch, gegen die gott-losen Thesen zur Menschheitsentwicklung, wie sie ihr im Werk Spencers begegneten, die Notwendigkeit und Unüberholbarkeit von Religion darzutun, ein Anliegen, das sich in der Folgezeit immer wieder in ihren Publikationen zeigt. [43]

An verschiedenen Stellen ihrer Beiträge kommt sie auch auf biblische Zusammenhänge zu sprechen. So beginnt der ihren Band eröffnende Streifzug durch die Geschichte der Frauenbildung mit Notizen zu China, Indien, dem Alten Ägypten und auch dem Alten Israel. Die diesbezüglichen Bemerkungen, dass nicht einmal Prie­stertöchter lesen lernten und dass Frauen unter der erstarkenden Schriftgelehrsamkeit zurückgedrängt wurden, während unter Esra noch Männer wie Frauen bei der Lesung des Gesetzes anwesend waren, werden aber nicht als Ergebnis einer Lektüre der biblischen Texte präsentiert, sondern stammen aus sekundären Quellen. Das Alte Israel reiht sich ein in das düstere Bild einer durchgehenden Vernachlässigung der Frauenbildung in allen Kulturen der Welt, nur kurzzeitig und nicht nachhaltig unterbrochen durch Impulse des Christentums, ein Zustand, für dessen Andauern bis in die Gegenwart Barbara Renz auch den Frauen Mitschuld gibt, sind diese doch viel zu wenig daran interessiert, „ernstliche Geistesanstrengung angenehmer Zerstreuung“ [44] vorzuziehen. Die Hoffnung richtet sich deshalb ganz auf die Zukunft: „Lassen Sie uns den Kampf aufnehmen gegen tausendjährige Vorurteile! Es gilt, der Frau in der zukünftigen Geistesgeschichte einen wohlverdienten Ehrenplatz zu erringen. Leicht ist die Sache nicht. Aber sie ist gut.“ [45]

Die Frauengeschichte des Alten Israel bietet für Barbara Renz kein anderes Bild als das der umliegenden Kulturen, das Alte Testament dagegen ist für sie nichtsde­stoweniger grundlegender Teil der Heiligen Schrift. In ihrer Auseinandersetzung mit Herbert Spencers Thesen zu Gottesdienst und Totenkult wirft sie diesem vor, er betrachte „die Heilige Schrift als gewöhnliches „Erzählungsbuch“, glaube „also nicht an die Erschaffung des Menschen durch Gottes Allmacht und Liebe“ [46] und komme aufgrund dieser gott-losen Prämisse zu seinen sozialdarwinistischen Annahmen. Dabei, so hält sie fast triumphierend fest, müsse man doch schon, wenn man die Bibel als reines „Erzählungsbuch“ betrachte, ernstnehmen, dass gerade der Hohepriester nicht mit Leichen in Berührung kommen durfte, die Behauptung, dass sich auch der Opferkult des Alten Israel, wie aller Gottesdienst, aus dem Totenkult entwickelt habe, also ganz abwegig sei.

Wenn wir nach dem Geist der Heiligen Schrift urteilen wollen, so müssen wir vielmehr gestehen, daß Gott selbst es war, der sich den ersten Altar ausersah – die Menschenseele. ‚Von allen Bäumen dürft ihr essen‘, hat er gesagt, ‚nur von diesem nicht‘. Ja! Die Unterwerfung des Erdenkindes unter den Willen seines Schöpfers, das ist das große Opfer der Menschheit, das sich allein fortsetzt, sei es nun in der sichtbaren Gestalt auf dem Altare, oder unsichtbar in der Menschenseele durch die Beobachtung der göttlichen Satzungen. [47]

Diese wenigen Sätzen sind höchst aufschlussreich für die Schrifthermeneutik der Autorin. Die Heilige Schrift ist ihrem „Geist“ nach zu verstehen, was ein wörtliches Verständnis des Verbotes im Garten Eden (Genesis 2,16-17) übersteigt. Das Verbot, nach der Frucht eines bestimmten Baumes zu greifen, deutet sie als anthropologische Grundnorm, der gemäß der Mensch sich dem Willen seines Schöpfers zu unterwerfen habe. Dies aber ist für sie auch ein Kerngedanke der katho­lischen Euchari­stiefeier, in der am Altar das Opfer des Gottessohnes, seine Unterwerfung unter den Willen des Vaters bis zum Tod am Kreuz, gegenwärtig gesetzt wird.

Die sich hier andeutenden Zusammenhänge lasen sich vertiefen, wenn man das theologische Werk ihres Bruders, Franz Renz, einbezieht.

2.2 Im Austausch mit ihrem Bruder

Dass Barbara Renz spätestens seit ihrer Rückkehr aus den USA die wissenschaftliche Betätigung ihres Bruders verfolgte, wird im letzten der im Jahr 1900 publizierten Vorträge deutlich. In München auf der Generalversammlung des Kath. Lehrerinnenvereins in Bayern hatte sie über Die Haltung einer katholischen Dr. phil. zur Frauenfrage gesprochen. [48] Darin setzt sie sich mit einem Artikel des Osservatore Romano auseinander, der die akademisch gebildete und womöglich berufstätige Frau abschätzend als „desessualizzata“ [49], ihrem Geschlecht entfremdet, bezeichnet hatte. Wer sich gegen die moderne Frauenbewegung „auf die physisch-psychische Abhängigkeit der Eva, die aus Adams Rippe hervorgegangen sei“ [50], stützen wolle, dem und der gibt die Rednerin zu bedenken:

Vor ganz kurzem hatte ich die Freude, meinen priesterlichen Bruder beglückwünschen zu können, da sein eben in der Herausgabe begriffenes Werk ‚Die Geschichte des Opferbegriffes‘ von seinem Bischof approbiert wurde. In diesem Werk hat er auch den Passus von der Erschaffung des ersten Menschen erklärt. Ich kann hier natürlich auf die scharfsinnigen Darlegungen des Verfassers nicht eingehen, sondern betone nur, daß er für das Hervorgehen aus Adams Rippe eine bildliche Erklärung beansprucht. Würde sich der gebildete Christ im allgemeinen mehr Mühe geben, in den Geist der hl. Schrift einzudringen, dann hätte das Bild von Evas Erschaffung sicher keine so weitgehende wörtliche Ausdeutung gefunden. ‚Elohim erschuf den Menschen; als Mann und Männin schuf er ihn‘ so heißt es im 1. Kapitel der Genesis. Und im 2. Kapitel lesen wir: ‚Wir wollen ihm eine Hilfe schaffen‘. Die Kirche verpflichtet niemanden, an eine zeitliche Vorhererschaffung Adams vor der Eva zu glauben. Wir dürfen ebenso gut die Hilfeschaffung auf den noch unerschaffenen, erst in der Idee Gottes geplanten Menschen beziehen. Was aber im Deutschen mit dem Worte ‚Rippe‘ gegeben wird, hat im Hebräischen gar vielfache Bedeutung: ‚Höhle, Seitenbau, Ergänzung etc.‘ Der Ergänzung wohl sollte der Mensch, Mann wie Weib, gegenseitig bedürfen, damit sie zusammenhelfen in dem vom Schöpfer gesteckten Ziel. [51]

Auch hier ist die Rede vom „Geist der hl. Schrift“, der in diesem Fall dazu verhilft, das Erzählmotiv von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes kritisch neu zu verstehen. Statt die Paradiesgeschichte „wörtlich“ zu nehmen, sollte man sie mit Genesis 1,26f zusammenlesen und „bildlich“ deuten: hier, in Genesis 1, ist von Gottes Plan die Rede, den Menschen in zwei Geschlechtern zu erschaffen; dort, in Genesis 2, geht es um die Zuordnung der beiden Geschlechter als gegenseitige Hilfe. Dann aber, so schließt die Verfasserin, steht die göttliche Offenbarung der modernen Frauenbewegung, die ein weitgefasstes Verständnis „der Religion und der Menschenrechte verlangt“, nicht im Wege; dann ist es nur recht und billig zu fordern: „Wir … wollen Selbständigkeit für das strebende Weib, das in den Ehestand nicht tritt, und wir wollen tiefere Geistesbildung für jenes, das dem Manne folgt, damit sie diesen Schritt mit klarem Bewußtsein thue“ [52].

Die Exegese der biblischen Menschenschöpfungsnotizen, die Barbara Renz hier vertritt, findet sich tatsächlich fast wörtlich in der umfangreichen Monographie von Franz Renz zur Geschichte des Meßopfer-Begriffs, die 1901 erschien. [53] Darin setzt der Theologe ein mit einem Kapitel zum „Jahve-Opfer“ im Alten Testament, wobei er dem Buch Genesis und hier noch einmal besonders der Urgeschichte breiten Raum gibt. Franz Renz liest Genesis 1,26f über die Erschaffung des Menschen als „Mann und Männin“ zusammen mit Genesis 2,7, der Erschaffung des Menschen aus „Erdenstaub“, und leitet daraus ab, „daß das Weib nicht zeitlich nach, sondern gleichzeitig mit dem Mann erschaffen wurde, und zwar auch unmittelbar aus dem Erdenstaub“ [54]. Diesen Gedanken verfolgt auch Barbara Renz und denkt ihn, wie gezeigt, über die Ausführungen ihres Bruders hinaus weiter im Sinne einer schöpfungsgegebenen Ebenbürtigkeit von Mann und Frau. An anderer Stelle kombiniert sie ihn mit ihrem Zentralgedanken der Notwendigkeit weiblicher Bildung: „Soll das Weib, das geistige Ebenbild ihres Schöpfers, sie, die ohne Zweifel eines der schönsten Produkte Gottes und der Natur ist, geistig verkümmern? Nein!“ [55] Für Franz Renz dagegen verbindet sich die gleichzeitige Erschaffung von Mann und Frau mit einem anderen, in der katholischen Morallehre vielverhandelten Motiv, das wiederum ihn umgetrieben zu haben scheint. Er verwendet große Akribie darauf zu zeigen, dass beide Menschen „mit Bezug aufeinander gemacht (wurden), so dass keines ein Für-sich-sein bekam, weil der Mensch eine Nachkommenschaft haben sollte“ [56]. Das gilt insbesondere, ja vor allem, wie aus den weiteren Ausführungen überdeutlich wird, in Bezug auf die menschliche Sexualität: der Mensch ist als Mann und Frau geschaffen und damit in seiner Sexualität auf Nachkommenschaft hin angelegt. Die „Versuchung“ durch die Schlange, so entwickelt Franz Renz, bedeutet deshalb nichts anderes als die Verführung zu einer spezifischen Verfehlung, zu einer nicht vom Schöpfergott gewollten Form der Betätigung des Geschlechtstriebes, nämlich „in Weise individueller Selbstbefriedigung“ [57]. Auf diesen „Mißbrauch des menschlichen Lebensholzes, des Blutes, zur individuellen Lust“ [58] baut Franz Renz seine Herleitung der Entstehung des „Jahve-Opfers“ im Alten Testament und zieht die Linie aus bis zum Kreuzesopfer Christi, dessen Wesen es sei, „dass der Menschensohn im Fleische büssen und siegen muss, weil der Menschenvater im Fleische die Lust gesucht und die Niederlage gefunden hat“ [59]. Die klassische – und in der katholischen Kirche bis weit ins 20. Jh. hinein überaus wirkmächtige – theologische Satisfaktionslehre, der gemäß das Blut Christi am Kreuz fließen muss, damit die Majestät des durch die Ursünde der Menschen beleidigten Gottes sich versöhnen lässt, wird hier auf eine spezifische Weise mit der In-Karnation, der Fleisch-Werdung des Gottes-Sohnes, verbunden.

Auch Barbara Renz verbindet das Geschehen im Paradies mit dem Geschehen am Kreuz über den Opfergedanken. Sie nimmt aber nicht den Opferbegriff ihres Bruders auf, sondern bleibt ganz auf der traditionellen katholischen Linie, indem sie den Sündenfall als einen Aufstand gegen den Schöpfergott, als Abschütteln der Gehorsamspflicht des Menschen deutet und entsprechend den Kreuzestod Jesu Christi als Vollzug des Gehorsams gegenüber dem Vatergott versteht. Man könnte pointiert zusammenfassen: er arbeitet sich am Thema der Masturbation ab, sie am Thema der Bildung des Geistes. Er, der Mann, in der traditionellen christlichen Geschlechterontologie das „Geistwesen“, kämpft mit dem „Fleisch“, sie die Frau, das „Naturwesen“, kämpft für die Entfaltung der weiblichen Geisteskräfte. [60] Wie auch immer die literarische Abhängigkeit zwischen Barbara und Franz Renz in den Jahren zwischen 1898 und 1900 zu denken ist, mit Händen zu greifen sind hier zwei ganz unterschiedliche Denk- und Lebensprojekte. Gemeinsam ist ihnen die Überzeugung, dass aus der Heiligen Schrift die Gleichursprünglichkeit von Frau und Mann hervorgehe, wenn man die Episode von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Menschen nicht auf einer kruden wörtlichen, sondern auf einer dem Geist der Schrift entsprechenden bildlich-symbolischen Ebene verstehe.

2.3 Ethnologie der Familie

Die Gründung einer völkerkundlichen populärwissenschaftlichen Zeitschrift, die Barbara Renz im Frühjahr 1901 in München realisierte, war für sie, die auf Möglichkeiten der Vermittlung ihres reichen Wissens drängte, ein konsequenter Schritt. Den ersten Jahrgang durchziehen Beiträge aus ihrer Feder, in denen sie an immer neuen Problemfeldern die Auseinandersetzung mit dem soziogenetischen Ansatz von Herbert Spencer sucht. [61] Die Vermutung, dass ihre in den USA angefertigte Dissertation, für die sie sich in soziologische und ethnologische Fragen vertieft hatte, hier zur Geltung kommt, [62] drängt sich auf.

Ein deutlicher thematischer Schwerpunkt, den die Herausgeberin in allen Jahrgängen setzt, liegt bei der Ethnologie der Familie. Dazu sichtet sie Literatur über die unterschiedlichsten Regionen der Erde und beschreibt die jeweiligen Kulturen mit viel Willen zur Differenzierung. Besondere Aufmerksamkeit gilt den jeweiligen Lebensbedingungen der Frauen. Eine These wie die von Herbert Spencer, dass die Stellung der Frau bei den „Naturvölkern“ katastrophal, bei hochstehenden Kulturen dagegen vorteilhaft gewesen sei, sucht sie zu widerlegen mit Hinweisen auf frauendiskriminierende Strukturen z.B. in antiken Hochkulturen und andererseits frauenfreundlichen Sitten und Bräuche in indigenen Kulturen. Dabei betont sie erneut, wie auch schon in ihrem Vortragsband von 1900, dass die Behauptung, im Christentum sei die Frauenfrage bestmöglich auf religiöser Grundlage gelöst, der Komplexität des Faktischen, sprich den nach wie vor mangelnden Entfaltungsmöglichkeiten für Frauen, nicht gerecht werde. [63]

In einem Beitrag aus dem letzten Jahrgang der Völkerschau schließt Barbara Renz an Beschreibungen des Familienlebens der südamerikanischen „Tehuelhet und Araucos“ sehr grundsätzliche Überlegungen an, aus denen die sie leitenden Interessen hervorgehen und in denen sie auch wieder auf das Alte Testament zurückgreift. [64] Die Familie versteht sie als eine Institution, die der gegenseitigen ganzheitlichen Entfaltung der Ehepartner dienen soll. Damit muss ihre Aufgabe, das Menschengeschlecht weiterzuführen, ins Gleichgewicht gebracht werden. Die in vielen Kulturen zu beobachtende Polygamie respektiert nicht „die gleichwertige Persönlichkeit des Weibes gegenüber dem Mann“ [65]. Wenn solche „Vielweiberei“ nun aber auch „das alte Testament unseres Glaubens, auf dem das neue ruht“ [66], kennzeichnet, entsteht für die, die sich auf die (ganze) Bibel als Heilige Schrift beziehen, Erklärungsbedarf. Barbara Renz versteht die Polygamie, von der das Alte Testament ohne Kritik erzählt, als eine von Gott gewollte Maßgabe zum schnellen Bevölkerungswachstum in der (nachsintflutlichen) Frühzeit der Menschheit. In einer Gegenwart, die unter Überbevölkerung leidet, ist diese Eheform nicht mehr zeitgemäß. Die im Christentum geltende monogame Ehe dagegen ist nicht nur ein angemessenes Mittel, die drohende Überbevölkerung zu regulieren, sondern auch dazu angetan, die Gleichwertigkeit von Frau und Mann zu betonen. Insofern entspricht die christliche Eheform gesellschaftspolitischer wie auch auf Gleichstellung der Geschlechter drängender Vernunft.

Auch die „Naturvölker“ werden, so hält die Philosophin in den letzten Sätzen ihres Beitrages fest, wie die „Kulturvölker“ in die große Bewegung eines menschheitsgeschichtlichen Fortschrittes hineingenommen, der letztlich im Schöpfungsgeschehen gründet, wie es der „Bibelglaube“ entwirft:

Ob des Menschenfalles wollen wir indes das Aufleuchten Jehovas im Schöpfungsakt nicht als missglückt erfassen; denn ein Riesenschauspiel ist der Kampf der Menschheit, welche, nachdem sie durch rohen Sinnengenuss des Fleisches Sklavin geworden, durch tausend- und abertausendjährigen Kampf wieder hinaufsteigt zur Herrschaft des Geistes über die Materie, zur Vereinigung mit der Gottheit, ihrem Urquell und unverrücktem Ziel. [67]

Mit dem „Aufleuchten Jehovas im Schöpfungsakt“ ist der Mensch gemeint, in dessen Schöpfung der Schöpfer sich gleichsam zur Sichtbarkeit bringt – eine Formulierung, die Barbara Renz in Anlehnung an die Genesisdeutung ihres Bruders übernommen hat. Franz Renz hatte mit diesem Bild die Aussage der Gottebenbildlichkeit des Menschengeschöpfes erläutert: „Nicht als Elohim, aber als abbildlicher Elohim, nicht als Schöpfer der Erde und dessen, was in ihr ist, aber als Beherrscher derselben tritt der Mensch, selbst erschaffen, ins Dasein, als letztes Aufleuchten des die Erde erschaffenden Elohim (1, 24-31)“. [68] Barbara Renz verbindet dieses Bild mit der Rede vom Sündenfall, den sie ebenfalls ganz im Sinne ihres Bruders als „Versklavung“ unter den „Sinnengenuss“ charakterisiert und damit unverkennbar sexuell konnotiert. In gut katholischer Manier betont sie die Menschheit als gefallen, aber weiterhin Bild Gottes bleibende und beschreibt deren Weg in einer recht offenen, wohl auch auf nichtkatholische Leserkreise zielenden Weise als Rückkehr zum Ursprung, der mit dem Sieg des „Geistes“ einhergeht. Dieser Weg hin zur Herrschaft des Geistes, so ist mitzuhören, wird nicht zuletzt den Frauen, die wie die Männer Bild und Geschöpf Gottes sind, zugutekommen.

In diesem Abschnitt ist Barbara Renz den Ausführungen und Intentionen ihres Bruders sehr nahe. Man könnte vermuten, dass in den Münchner Jahren die Ethnologie der Familie ihr Weg war, die Auswirkungen des Urgeschehens im Paradiesgarten in ihren Implikationen für die Frauen zu verstehen und für ihre Gegenwart neu zu durchdenken. In der Logik ihrer Andeutungen liegt es, dass sie selbst unverheiratet blieb, was im Kontext der katholischen Morallehre ihrer Zeit zugleich bedeutete, dass es keine legitimierte Form sexueller Praxis für sie gab. Das sich daraus ergebende Lebensprogramm, das sie offenbar auch für sich selbst übernommen hat, kommt wenige Jahre später in einem emphatischen Schlusswort eines Beitrags zur Stellung der Braut im Alten Bunde, diesmal gerichtet an einen binnen-katholischen Leserinnenkreis, zum Ausdruck:

Auch unsere Zeit gehört, insbesondere was die intellektuelle und soziale Selbständigkeit des weiblichen Geschlechtes in der menschlichen Gesellschaft betrifft, noch zur Entwicklungsperiode. Lebte der Völkerapostel Paulus heutzutage, er stände gewiß auf seiten der christlichen Frauenbewegung; ja, spräche Moses als Stellvertreter Jehovas zu den Völkern der Gegenwart, er eiferte uns mit seinem alten Feuer, seiner alten, fast überirdischen Majestät an, aufzustehen und mutig in die Schicksale der Menschheit einzugreifen, weil die Zeit gekommen ist, in der sie auch unserer Hilfe bedarf. Was aber speziell die Jungfrauen betrifft, so mögen sie bedenken: die alttestamentlichen Zeiten, in denen die Ehe zum Zwecke einer möglichst raschen Bevölkerung der Erde unvergleichlich höher stand als die Jungfrauenschaft, sind vorüber. Millionen sollen, so ist es im Ratschluß Gottes gelegen, ihm jetzt durch Entsagung dienen. Diese aber führt den Geist zum Siege und dadurch auf die höchste Stufe menschlicher Entwicklung: zu unserem Ziele, zu Gott. [69]

2.4 Kolonialpolitik und die Rolle des christlichen Deutschland

In Münster setzte Barbara Renz ihre Bemühungen um breite Vermittlung ethnologischer Kenntnisse fort. Im April 1905 stellte sie einen Antrag an den Rektor der Universität, „im Laufe des kommenden Wintersemesters 1905/6 in der Aula der Kgl. Universität Münster zwei öffentliche, populär-wissenschaftliche Vorträge aus dem Gebiet der Ethnologie“ halten zu dürfen. [70] Sie erhielt diese Genehmigung umgehend, [71] da die Aula auch universitätsfremden Vereinen oder Einzelpersonen gegen Entrichtung der Beleuchtungs- und Reinigungskosten zur Verfügung gestellt wurde. Einen dieser Vorträge hielt sie im November des Jahres 1905, den zweiten sagte sie ab, „von verschiedenen Arbeiten auf ethnologischem Gebiet in Anspruch genommen“, äußert aber die Hoffnung, im nächsten Winter 1906/7 erneut einen Antrag stellen zu können. [72] Zu diesem Antrag ist es wohl nicht gekommen, so dass sich ihr öffentliches Auftreten im Kontext der Münsteraner Universität auf einen einzigen Vortrag beschränkt haben dürfte. [73]

In ihm widmet sich Barbara Renz, wie sie in ihrem Antrag festgehalten hatte, dem „Familienleben bei Papuas unter deutscher Flagge“ [74]. Sie bleibt damit im Kontext ihres damaligen Hauptthemenkreises, der Familienethnologie. [75] In bis dahin so nicht erfolgter Zuspitzung durchdenkt sie nun auch die politisch-theologischen Implikationen. Sie entfaltet Bräuche rund um Brautwerbung, Ehe, Kinder und Altersversorgung bei Völkern in Papua-Neu­guinea, im sog. Bismarck-Archipel und auf den deutschen Salomonen im Stillen Ozean; sie bezieht ihre ethnologischen Studien damit explizit auf Regionen, die zu ihrer Zeit unter deutscher Kolonialherrschaft stehen. [76] Sie stellt die Lebensumstände von Frauen, Kindern und alten Menschen in den Mittelpunkt und misst die Kultur der Papuas am Kriterium von deren „Opferbereitschaft“ – heute würde man sagen „Solidarität“ – gegenüber Gruppen der Gesellschaft, die als Schwächere dessen bedürfen. Insofern hier Defizite zu konstatieren sind, brauchen diese Völker nach Barbara Renz die Unterstützung durch die Kolonialmächte. Damit ist aber auch ein kritischer Maßstab für diese verbunden: Kolonien dürfen nicht ausgebeutet werden, sondern es muss darum gehen, „das Wohl der durch Kolonisierung berührten Völker, zusammen mit dem eigenen, zu fördern“ [77]. Und das bedeutet für Deutschland als Kolonialmacht:

[…] unsere Kultur muss, wenn sie nicht Fluch, sondern Segen, nicht Tod, sondern Leben, nicht Unterdrückung, sondern Freiheit, nicht Laster, sondern Tugend bringen soll, eine wahre sein, eine Kultur, welche wurzelt im höchsten Ideal der Liebe und Gerechtigkeit, der Weisheit, Freiheit und Kraft, des Fortschritts und der Vollendung: Im Erlöser der Völker – Christus. [78]

Im Rückblick auf die Geschichte des 20. Jh.s und unter der Perspektive gegenwärtiger post-colonial studies wird man die ungebrochene Überzeugung von der kulturellen Überlegenheit des Christentums kritisch betrachten müssen; in ihrer Zeit aber hat Barbara Renz mit ihrem Blick auf die „vulnerablen“ Mitglieder einer Gesellschaft einen zentralen Punkt getroffen.

Eine ähnliche Tendenz lässt sich auch in der in Münster entstandenen Monographie zu den ersten Einwohnern Nordamerikas beobachten. [79] Dass Barbara Renz in diesen Jahren Ethnologie weiterhin [80] mit der Grundüberzeugung von einer menschheitlich gegebenen „natürlichen Religion“ betreibt, zeigt sich etwa in einem Beitrag, in dem sie sich mit japanischer Kultur und Religion beschäftigt. [81] Hier argumentiert die Autorin zudem wiederum in Aufnahme des Genesis 1,26f umspielenden Motivs aus dem Werk ihres Bruders:

[…] endgültig läßt sich der Ursprung der Menschheit durch und bei dem ‚letzten Aufleuchten des die Erde schaffenden Elohim‘ (1) [82] nicht verleugnen, sondern mit erneuter Kraft, oder doch mit der Anstrengung eines Verzweifelnden arbeitet sich die Volksseele immer wieder zu ihrem Gott empor, ein Beweis für die natürliche Offenbarung der Gottheit. [83]

Auch hier aber sind Entlehnung auf der einen Seite, Gebrauch für einen neuen, eigenständigen Zusammenhang auf der anderen Seite gleichermaßen charakteri­stisch. Bei Franz Renz ist der Mensch selbst das „letzte Aufleuchten des die Erde schaffenden Elohim“ und damit eingesetzt, zwar nicht als Schöpfer der Erde, aber als ihr Beherrscher; bei Barbara Renz liegt der Akzent auf der geschöpflichen Herkünftigkeit der Menschheit als ganzer aus Gott, der ein menschliches Streben zu Gott hin entspricht.

2.5 Im Verbund mit dem Katholischen Deutschen Frauen-Bund

In der Verbandszeitschrift des 1903 gegründeten Kath. Deutschen Frauenbundes veröffentlichte Barbara Renz 1905, also ebenfalls während ihrer Münsteraner Zeit, einen Beitrag mit dem sprechenden Titel Gerechtigkeit im Familienkreis. [84] Auf einige eindringliche „Skizzen aus dem Leben“ unterschiedlicher „Berufsklassen“ und dem jeweils zu beobachtenden Umgang mit Frauen, in denen die hohe Sensibilität der Verfasserin für Schichten- bzw. Klassenunterschiede deutlich wird, folgen Grundsatzerwägungen. Sie zeigen, dass die „schwäbische Philosophin“ ihr Plädoyer für Frauenbildung gegenüber ihren frühen Vorträgen [85] erweitert hat und die gottgewollte Mündigkeit der Frauen zum Ausgangspunkt einer harschen Kritik an den herrschenden Verhältnissen nimmt. Der Beitrag endet mit den programmatischen Worten:

Eltern! Pflanzet in die Herzen eurer Söhne den Grundsatz der Gerechtigkeit gegen eure Töchter von frühester Jugend an und hört nicht auf, ihnen durch Wort und Tat zu beweisen, daß kein Geschlecht über dem anderen steht; daß nicht Gewalt, sondern Gerechtigkeit entscheiden muß, auf welcher Seite sich diese auch finde; daß die naturnotwendigen Schranken auf dem Gebiete der Religion und Moral vor dem Erlöser beider Geschlechter gleich eng und gleich weit sind; daß das Menschenrecht der freien Selbstbestimmung dem Weib nicht weniger zukommt als dem Mann; daß das Weib, und das gilt hauptsächlich für die Nichtverheirateten, dieselbe Berechtigung zur standesgemäßen Existenz hat wie der Mann, und daß das bisherige Bestreben, das weibliche Geschlecht unter der Vormundschaft des männlichen zu erhalten und die Lebensbedingungen des ersteren zugunsten des letzteren zu erschweren, an das Heidentum erinnert.

Gefährtinnen wollen wir den Männern sein, nicht Dienerinnen und nicht Mündel. Gott der Herr selbst erkennt uns nicht als solche an, sondern läßt uns unser ewiges Heil auswirken nach unserer freien Selbstbestimmung. [86]

Auch in diesem Beitrag führt der Blick ins Alte Israel Barbara Renz zu der ernüchternden Erkenntnis, dass es nicht einmal dort gelungen sei, „die Gleichwertigkeit der beiden Geschlechter anzuerkennen und diese Erkenntnis in die Tat umzusetzen“ [87], obgleich doch in der Genesis die Ebenbildlichkeit der Frau wie des Mannes mit Gott festgehalten sei. Als Grund und Folgen dieses Sachverhaltes ergeben sich:

Die Initiative Evas in der gotteswidrigen Tat unserer Ureltern hatte dem allerdings ebenso leicht verführbaren Manne, wenn auch nur scheinbar, das Recht gegeben, das Weib zum passiven Teile der Menschheit zu stempeln, und so gab es denn für das durch die Mutterschaft und alle anderen Beschwerden ihres Geschlechtes ohnehin vielfach gebundene Weib in der Regel keine Gerechtigkeit mehr im vollen Sinne des Wortes, bis die Geburt des Welterlösers aus einem Weibe die Schuld Evas gesühnt hatte. Aber auch dann noch konnte sich unser Geschlecht einstweilen nur in relativ wenigen zu seiner frühsten Freiheit erheben, weil der heidnische, der selbstvergötternde Egoismus in jahrtausendelanger Wucherung so mächtig geworden war, daß wir seine Spuren nicht selten sogar jetzt noch in der Christenheit wahrnehmen können […] [88]

Man kann diesen Abschnitt aus einer heutigen, kritisch-feministischen Perspektive als die allzu bereitwillige Anerkennung von Evas Schuld lesen. Man wird deshalb auch nicht recht glücklich mit der unter einer Genderperspektive ins Auge springenden geschlechtsspezifisch zugespitzten Inkarnationstheologie: Während Franz Renz die Menschwerdung Christi auf den Kreuzestod und das Fließen des Blutes zur Sühne für das Aufwallen des Blutes im Mann zuspitzt (vgl. oben unter 2.2), ist es für Barbara Renz die Menschwerdung Christi als Geburt durch eine Frau, die zur Sühne für die Sünde der Frau, die sich nach Genesis 3,16 unheilvoll an ihrem Leibe auswirkt, führt. Man kann aber auch auf die widerständigen Akzente dieses hochtheologischen Gedankenganges achten. Zwar liegt die Initiative im Garten Eden bei Eva, aber der Mann wird mit ihr auf eine Stufe gestellt, insofern seine Verführbarkeit als nicht geringer eingestuft wird. Das zumal im Christentum immer wieder beanspruchte Recht des Mannes auf Herrschaft über die Frau wird als „scheinbar“ bezeichnet und damit als „Schein“, der genauerer Prüfung nicht standhält, entlarvt. Der an ihre Biologie gebundenen Frau (eine Perspektive, die im Zeitalter immer noch hoher Mütter- und Kindersterblichkeit realitätsnah ist!) konnte so die ihr zustehende „Gerechtigkeit“, d. h. ihr Recht (!) auf Gleichstellung vorenthalten werden. Trotz der „Geburt des Welterlösers“ bleibt die Geschichte der Menschheit, auch innerhalb des Christentums, weitestgehend eine Geschichte der Verhinderung weiblicher Freiheit – und deshalb muss gegen diese Geschichte das Grunddokument der Freiheit und Gerechtigkeit für Frauen, die Heilige Schrift, stark gemacht werden.

2.6 Der „Fall (Franz) Renz“

Zu Beginn des Wintersemesters 1906/7 kündigte der Münsteraner Diözesanbischof Hermann Dingelstad dem Kurator der Universität an, er werde seinen Prie­steramtskandidaten den Besuch der Vorlesungen des Herrn Prof. Renz untersagen, weil dieser „namentlich im letztverflossenen Semester theologische Lehren so bedenklicher Art vorgetragen“ habe, dass diese Maßnahme notwendig geworden sei. [89] Um welche Inhalte es ging, wird aus dem kontroversen, sich über das ganze Wintersemester erstreckenden Schriftwechsel zwischen Bischof, Fakultät, Universität und Kultusministerium [90] – in dem die Fakultät deutliche Kritik am Vorgehen des Bischofs übt – nicht klar ersichtlich, da es darin vor allem um die rechtlich-formale Seite des Vorgangs geht. Das Stichwort der „reformerischen Richtung“, das Dingelstad benutzt, weist jedoch in die Auseinandersetzungen um den sog. Modernismus, der unter dem Pontifikat Pius’ X. (1903-1914) in aller Härte bekämpft wurde. [91] Der Verweis auf das „letztverflossene Semester“, also das Sommersemester 1906, in dem Franz Renz ausweislich des Vorlesungsverzeichnisses „Dogmatische An­thropologie und Angelologie“ sowie „Die dogmatische Lehre über die zwei Sa­kramente der Priesterweihe und der Ehe“ behandelt hatte, lassen vermuten, dass in diesen Vorlesungen nicht zuletzt auch seine Auslegung der Schöpfungsgeschichten zur Sprache gekommen sein wird. Bestätigt wird dies durch eine Erinnerung der 90-jährigen Barbara Renz: [92]

Nachdem mein Bruder ‚Die Geschichte des Meßopferbegriffs‘ veröffentlicht hatte, wurde er an die Hochschule in Münster i. W. als Professor berufen. Ich zog mit ihm dahin. Eines Tages kam er heim und weinte wie ein Kind. ‚Ja, lieber Franz, was hast du denn?‘, fragte ich. ‚O, man hat mir meine Vorlesungen verboten, weil ich gesagt habe, Schlange und Baum seien nur symbolisch aufzufassen‘. Da tröstete ich ihn: ‚Lieber Franz, ich werde nachweisen, dass du recht hast‘. Seitdem forschte ich, um zu beweisen, dass er wirklich recht hatte. Fünfzig Jahre forschte ich. Von allen großen Bibliotheken Deutschlands erbat ich mir Quellen in griechischer, lateinischer, spanischer, italienischer, französischer, englischer und deutscher Sprache. So kam meine Lebensarbeit ‚Schlange und Baum‘ zustande […] [93]

Diese Aussage ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Sie hält als den Zentralpunkt der Auseinandersetzung zwischen Franz Renz und seinem Bischof eine bestimmte Methode der Bibelauslegung fest, die hier mit dem Begriff des „Symbolischen“ belegt ist und die man in klassisch-theologischer Terminologie als eine Form der „allegorischen“ Exegese ansehen könnte. Insofern mit dieser Methode die „Vorgänge“ im Garten Eden als erzählerisch-verbildlichte Projektionen mensch­licher Grundbefindlichkeiten erklärt werden, können diese von ihrem mythischen Gewand befreit als vernünftige Glaubenswahrheiten neu gesagt werden, lassen damit aber, so mag Bischof Dingelstad geargwöhnt haben, zu viel „reformerische“ Anpassung an die modernen Wissenschaften erkennen. Franz Renz ist jedenfalls nicht aufgrund historisch-kritischer Bestreitung etwa der mosaischen Autorschaft des Pentateuch zur Rechenschaft gezogen worden – im Gegenteil hatte er sich gegen die historische Kritik scharf abgegrenzt. [94] Und auch Barbara Renz hatte die Bibel jedenfalls in diesen frühen Jahren nirgendwo historisch-kritisch gelesen, [95] sondern konnte, wie gezeigt, die „symbolische“ Exegese gut mit ihrem frauenpolitischen Engagement verbinden. Ein zweiter Aspekt in ihren Erinnerungen ist aufschlussreich: Für sie beginnt ihr gezieltes Forschungsinteresse am Thema „Baum und Schlange“ erst zu dem Zeitpunkt, als ihr Bruder lehramtliche Schwierigkeiten bekommt. Zwar, so hält sie an anderer Stelle fest, sei sie bereits in den USA auf diese Symbolik gestoßen, [96] systematisch auf- und ausgearbeitet aber hat sie sie ausweislich ihrer Publikationen in der Tat erst seit der Breslauer Zeit. [97] Von daher kann die Vermutung, Franz Renz sei „in seiner Deutung des biblischen Sündenfalls, die ihm so schwer angekreidet wurde, wohl nicht unerheblich durch die Forschungen seiner Schwester inspiriert“ [98] worden, bzw. er verdanke „die Beschäftigung mit diesen und ähnlichen Fragen der Anregung seiner Schwester Dr. phil. Barbara Renz“ [99], nicht wirklich erhärtet werden. Zudem mögen solche Äußerungen zwar als Anerkennung der intellektuellen Leistungen einer Frau gemeint sein, sind aber auch nicht frei von einem Duktus, der in der Lebensgeschichte der beiden Geschwister gleichsam eine Neuauflage der Ereignisse im Paradies erkennt: die Frau ließ sich von der Schlange verführen und verführte den Mann – zu einem Umgang mit der Heiligen Schrift, der zu Beanstandungen durch das kirchliche Lehramt führen musste. Der Realität näher kommen dürfte die Vermutung, dass Franz Renz aus systematisch-theologischen Gründen zur „symbolischen“ Schriftauslegung gefunden hat, sich darin aber schnell mit seiner Schwester einig sah, der ihrerseits ein „symbolischer“ Ansatz in der Auslegung von Genesis 1-3 für ihre frauen-bewegten Interessen entgegenkam. Die sexuelle Botschaft der Paradiesgeschichte, die Franz Renz mit der Schlange verband, führt sie ausweislich ihrer Publikationen in den Münchner und auch Münsteraner Jahren nicht zur Frage nach dem Schlangensymbol, sondern zur Frage nach der Institution der Familie und deren Bedeutung für die Entwicklung der Sexualität. Franz Renz, der auf seiner neu angetretenen Professur in Münster gleichsam aus dem Stand in jedem Semester mindestens einen dogmatischen Traktat in einer 3-4stündigen Vorlesung entwickeln musste, konnte seine eigene im Meßopfer-Begriff grundgelegte symbolische Lesart der Bibel durch die Forschungen und Perspektiven seiner Schwester bestätigt finden und sie ihm wiederum für diese Vorlesungen manchen Hinweis aus Religionsgeschichte und Ethnologie zur Verfügung stellen. [100] Barbara Renz wiederum, der es so wichtig war, Denken und kirchlich-katholisch rückgebundenen Glauben zusammenzuhalten, konnte sich getrost auf die theologischen Grundlinien der Bibelauslegung ihres Bruders stützen, da ja seine Theologie in Augsburg oberhirtliche Zustimmung gefunden hatte. Es spricht für ihre Stärke, dass sie ihm nach den Vorfällen in Münster keine Vorwürfe macht, sondern ganz im Gegenteil seinen Zugang zur Heiligen Schrift zu verteidigen sucht.

2.7 Völkerkunde des Kindes

Auch in Breslau blieb Barbara Renz bei ihren ethnologischen Studien im Umkreis von Fragen der Familie. Ihr wohl zeitintensivstes Projekt dieser Jahre war die Neubearbeitung des zweibändigen Werks von Heinrich Ploss (1819-1885) zum „Kind in Brauch und Sitte der Völker“ für eine dritte Auflage. [101] Der Gynäkologe und Anthropologe Ploss hatte sich dem Ansatz einer Völkerpsychologie verschrieben, dem entsprechend aus den Bräuchen einer Kultur auf deren psychischen Zustand geschlossen werden kann und im Vergleich der Bräuche sog. zivilisierter Kulturen mit sog. Naturvölkern, also im ethnologischen Vergleich, auch bestimmte Eigenheiten in der eigenen Kultur sich entwicklungsgeschichtlich erhellen lassen. [102] Seine Darstellungen der „Bräuche und Sitten“ schreiten die Zeit der Schwangerschaft über die Geburt und Aufzucht des Kindes bis zum Eintritt in die Pubertät ab, richten sich auf das Kind im Kontext der Familienbeziehungen und werden im Blick auf Kulturen der Alten Welt, außereuropäische Kulturen und Überlieferungen des (nord-west-)europäischen Raumes entfaltet. Barbara Renz orientierte sich an diesem Gesamtrahmen, gab ihm aber auch deutliche eigene Akzente. Formal hat sie den Umfang auf das Anderthalbfache vermehrt, [103] den Durchgang durch die Kulturen der Welt stärker geographisch systematisiert und den Darstellungen zahlreiche Illustrationen beigegeben. Sie konnte dafür, anders als noch Ploss, aus einer Fülle von neu erschlossenem ethnologischem Material schöpfen, das nicht zuletzt aufgrund der nunmehr auch deutschen Kolonialpolitik (und damit verbundener Tätigkeit von Missionsorden und -gesell­schaften) entstanden war und gesammelt wurde. [104] Die insgesamt stärkere Ausdifferenzierung des Materials zeigt sich insbesondere in der genaueren Unterscheidung zwischen Bräuchen, die auf das Kind, und solchen, die auf die Mutter bezogen sind, und dadurch in einer Vermehrung von Material, das die Frauen in den Mittelpunkt stellt. Stärker differenziert wird auch in Bezug auf Themen, die die Sexualität berühren, so z.B. in einem neu hinzugefügten Kapitel zu „Kind und Keuschheit“ [105]. Dass Barbara Renz darin vor allem über die Kulturgeschichte „widernatürlicher Laster“ [106] schreibt, zeigt wie in einem Spiegel ihren eigenen Standpunkt, der sich eng an traditionell-katholische Sexualnormen anlehnt.

Das Alte Testament wird schon bei Ploss immer wieder als ethnologische Quelle herangezogen, und zwar einerseits für das Alte Israel, zum anderen aber auch als Hintergrund für das dem Autor zeitgenössische Judentum. Soweit zu erkennen ist, übernimmt Barbara Renz hier weitgehend und damit unkritisch die Perspektiven und Materialien von Ploss und bleibt auch an seine Sicht gebunden, das alte wie das moderne Judentum (einige liberale Strömungen, die er erkennt, ausgenommen), eher auf einer niederen Kulturstufe anzusetzen. Auf der anderen Seite aber greift sie auf alttestamentliche Darstellungen zurück, um gegen die insbesondere von J. J. Bachofen vertretene These der ursprünglichen Promiskuität als gesellschaftlicher Organisationsform von Sexualität und Nachkommenschaft die These einer entwicklungsgeschichtlichen „Degradation“ aus der Monogamie zu stellen:

Auch wer „die Erzählung von der Erschaffung des Menschen in der Genesis […] nur als Sage anerkennt, findet in ihr ein monogames Ehepaar als die Stammeltern der Menschheit. Ein Sohn dieses ersten Ehepaars, Kain, wird gleichfalls mit nur einem Weib erwähnt, und die ausdrückliche Bemerkung, Lamech habe zwei Weiber genommen, läßt es wenigstens wahrscheinlich erscheinen, daß der Verfasser bzw. die Redakteure der Genesis annahmen, seine Vorgänger […] hätten noch an der monogamen Ehe festgehalten. […] Mit einer sentenziösen Einschaltung aus nachpolygamer Zeit dürfte die Monogamie in der Genesis kaum erklärt werden können, weil es sonst rätselhaft wäre, daß man die Patriarchen und andere hervorragende Männer des vorexilischen Israel als Bi- bzw. Polygamisten einführte […] [Diese Ausführungen] bilden zwar keinen stringenten Beweis für monogame Urzustände, beweisen aber wenigstens so viel, daß die Degradationstheorie in Bezug auf die Eheform, und dadurch auf die Urgeschichte der Familie, noch immer lebenskräftig ist und, auch vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, noch immer ein Anrecht hat auf Existenz. [107]

Bemerkenswert ist die wissenschaftliche Präzision, mit der die Verfasserin hier argumentiert: Bestimmte quellenkritische Beobachtungen am Buch Genesis (und damit der Rekurs auf einen profanwissenschaftlich anerkannten Umgang damit) dienen ihr als Ansatzpunkt dafür, eine von ihr präferierte Theorie zwar nicht umstandslos als die bessere zu behaupten, aber doch als begründet in der wissenschaftlichen Diskussion zu belassen. Dieser Rekurs auf die Genesis steht auch hier im Zusammenhang ihres Bestrebens, das zivilisierende Potenzial des Chri­stentums in der Menschheitsgeschichte zu betonen. Die christlich weitergeführte Heilige Schrift des Alten Bundes weist den Weg.

 

3. Schriften 1915-1953

3.1 Baum und Schlange in der Sexualforschung

Schlange und Baum seien nur symbolisch aufzufassen – dies zu erweisen und zu beweisen hatte sich Barbara Renz ihren eigenen Aussagen zufolge seit ihrer Breslauer Zeit zur großen Aufgabe gemacht. Verfolgt man ihre Publikationen seit dieser Zeit, so hat sich ihr das Thema über den ersten Ausgangspunkt hinaus als weit verzweigtes erschlossen. Ihre erste Publikation dazu erschien im Jahr 1916 im eben gegründeten Archiv für Sexualforschung. [108] Die Themenstellung wird gleich in den ersten Sätzen deutlich: „… ungezählt sind die Variationen der Verbildlichung eines sexuell-religiösen Gedankens in Baum und Schlange (seien beide vereint oder getrennt), welcher über die ganze Erde verbreitet ist“ [109]. In der Darstellung konzentriert sich die Forscherin in diesem Beitrag auf Material aus der altorientalischen und klassischen Antike, wobei sie Textquellen, aber auch Bilddokumente einbezieht und durchaus bereits „Ikonologie“ betreibt. Zeigt sie ausführlich, wie sich Schlange und Baum auf Sexualität zwischen Mann und Frau beziehen, so widmet sie nur eine kurze Bemerkung dem Umstand, dass man „höchstwahrscheinlich auch sogen. widernatürliche Verbindungen … mit derartigen Bildern [symbolisierte]. Besonders ist es das Bild der Schlange, welches hervortritt. Kunst und Literatur der Heidenwelt können sich im Lob der Schlange nicht genug tun“ [110]. Es folgt eine lange Aufzählung der der Schlange beigemessenen Kräfte und Epitheta, die sich liest wie eine Litanei, welche (ungewollt) eben selbst jenes Lob der Schlange singt. Am Schluss des Beitrags wird die eigene Position der Verfasserin greifbar:

Sie [die Schlange] ist die ewig fortzeugende Lebenskraft, die ewig reizende Begierde und Wollust; sie ist das Band, welches die Welt zusammenhält, d.h. die Geschlechter gegenseitig und unter sich verbindet. Sie ist Kulturheld, aber Bringer einer Kultur, welche dem Gott des Alten und Neuen Testaments ein Greuel ist. Denn die Schlange ist, in all ihren eben angeführten Titeln, von denen einige auch dem Baume zukommen, in ihrem tiefsten Grund eben doch ein Symbol eines apotheosierten oder doch gottwidrigen Geschlechtslebens, insofern dieses als das Höchste erfaßt worden ist. – Das erklärt ihre Stellung in der Genesis. [111]

Die Schlange wird als „Lebenskraft“ nicht nur auf das Hervorbringen von Nachkommenschaft (und damit auf heterosexuelle Beziehungen) bezogen, sondern ausdrücklich auch auf die Lust, die hetero- wie homosexuellen Beziehungen zugrunde liegt. Diese nicht „ehelich“ zu kanalisierende Lust scheint es vor allem zu sein, die von der Autorin einerseits als Element der Kultur durchaus festgehalten, aber andererseits als dem Gott der Bibel entgegenstehend aufgefasst wird. Denn darin äußert sich für sie am deutlichsten die Verselbständigung des Geschlechtlichen zu einer selbst göttlichen Kraft, die kein „Höchstes“ in der Gestalt eines Schöpfergottes mehr über sich anerkennt. Versteht man die sehr knappen Andeutungen in diesem Sinne, schließen sie sich nahtlos an die Ausführungen von Franz Renz zum Thema an. [112] Nachdem Barbara Renz die Genesis-Auslegung ihres Bruders zunächst vor allem für ihre frauen-emanzipato­rischen Interessen und im Kontext einer Ethnologie der Familie aufgegriffen hatte, kommt nun auch die Schlange als Kernsymbol der Ursünde als einer sexuellen Sünde in den Blick. Dabei hat die Ethnologin, soweit zu sehen, weder in diesem Beitrag zum Thema noch in den späteren die psychoanalytische Literatur zur Kenntnis genommen. Diese war im katholischen Milieu damals wohl (noch) nicht bekannt bzw. rezipierbar. [113]

3.2 Baum und Schlange und der Monotheismus

Ein Jahrzehnt später steuerte Barbara Renz einen Artikel Baum und Schlange für das seinerzeit neu überarbeitete Handwörterbuch der Sexualwissenschaft bei. [114] Das Material ist nun über den Alten Orient und die klassische Antike weltweit ausgedehnt und entfaltet die im „Archiv“ nur stichwortartig angedeuteten Zusammenhänge der Schlange und des Baumes als Symbole der „Trieb-, Zeugungs- und Lebenskraft“ [115] etwas ausführlicher. Entfaltet wird auch der Zusammenhang des Schlangensymbols mit dem Gottesglauben des Alten Israel, und zwar zunächst in einer religionsgeschichtlich anmutenden Notiz:

Im Monotheismus konnte eine göttliche Schöpfer-Schlange neben Jahve-Elo­him nicht bestehen [...] Wohl tritt auch in Israel die Schlange als Erretterin vom Tode und somit als Vermittlerin gesunder Lebenskraft auf, aber nur im Dienste Jahves. Es ist dies die eherne Schlange. Nach Kanaan gebracht und selbst abgöttisch verehrt, wird sie aus diesem Grunde vom jahve-treuen König Ezechias zerstört (IV. Könige 18,4). [116]

Die Beseitigung des Schlangensymbols im Jerusalemer Tempel wird von der Ethnologin mit dem Monotheismus Israels in Verbindung gebracht, in dem keine anderen Gottheiten neben dem Einen geduldet wurden. Man sieht, wie hier historisches und dogmatisches Denken zusammenfließen: weil am Ursprung des Gottesglaubens der Bibel der Eingottglaube steht, muss eine Verselbständigung eines ursprünglich in den JHWH-­Glauben integrierten Schlangensymbols angenommen werden, das aufgrund dieser Fehlentwicklung eliminiert wird.

Noch deutlicher wird dieser Grundgedanke, wo er direkt auf die biblische Paradiesgeschichte bezogen ist:

Bei der im Altertum verbreiteten Ansicht, Makrokosmos (die Welt) und Mikrokosmos (der Mensch) seien wesentlich gleich organisiert, und durch die ebenfalls weit verbreitete Darstellung der Welt wie des Menschen als Baum, besonders aber durch die weltweit verbreitete Auffassung der Schlange als Verkörperung des Triebes, der Lust, der Zeugungs- und Gebärkraft, als Bild des Samens usw., dürfte der Schluß auf den Sinn der Schlange und des Baumes im Paradiese nicht allzu schwer sein. Der große griechische Kirchenvater Klemens von Alexandrien (+ um 220) kannte wohl noch diese Bedeutung der Schlange; denn er hat den biblischen Sündenfall im Genusse verbotener sexueller Lust gesehen. Andere Theologen und Gelehrte der alten und neuen Zeit kamen zum gleichen Resultat. Der eheliche Akt an sich wird freilich nicht als erste Sünde angesehen werden können, wenn man dem Verfasser bzw. Redakteur der Genesis nicht einen groben Widerspruch zuschreiben will, insofern 1. Mos. 1,28 lautet: „Seid fruchtbar, mehrt euch, füllt die Erde.“ (Übers. Leander van Ess.) Die erste Sünde wird vielmehr im Genuß einer Lust zu suchen sein, welche die Schöpfung Jahve-Elohims nicht fördert. Ehe das Triebtier gegen ihn aufreizte, paßte es in den Wonnegarten, aber nachdem das geschehen, war kein Platz mehr dafür in Eden. Schon im Paradies erlebte die Schlange ein ähnliches Schicksal wie später die eherne. Nur im Dienste des Einen Gottes hatten Geschlechtstrieb und irdisches Leben Wert vor den Augen der Führer des Volkes Israel. [117]

Der Abschnitt liest sich wie eine späte Explikation der Exegese ihres Bruders und wie dessen gelehrte Rechtfertigung. Die Fülle des Materials zu Schlange und Baum, die gleichwohl auf einige Grundlinien hin zu systematisieren ist, lässt, davon ist Barbara Renz überzeugt, keinen Zweifel daran, dass es auch in der Paradiesgeschichte um Sexualität und zwar genauerhin um Formen der verbotenen Sexualität gehen muss, zu der die Schlange die Stammeltern reizt. Der Hinweis auf Klemens von Alexandrien sowie andere, nicht namentlich genannte Autoritäten erhärtet diese Schlussfolgerung aus der kirchlichen Tradition bzw. der Theologiegeschichte.

Die Lust, „welche die Schöpfung Jahve-Elohims nicht fördert“, muss sich auf alle Formen der Sexualität beziehen, die nicht dem Hervorbringen von Nachkommenschaft dienen. Umgekehrt nimmt Barbara Renz den „ehelichen Akt“, der ja nach dem Willen des Schöpfergottes zum Hervorbringen von Nachkommenschaft dienen soll, mit Hinweis auf die Widerspruchsfreiheit der Heiligen Schrift aus. Damit ist, wie schon bei Franz Renz, die katholisch-kirchliche Sexualmoral in die Urgeschichte eingeschrieben. Sie wird bei seiner Schwester mit dem Gedanken des Monotheismus so verbunden, dass die Schöpfungsordnung dem Willen des Einen Gottes entspringt, dem sich auch die sexuellen Triebe unterzuordnen haben. Die Schlange, das zeigt der Vergleich mit der ehernen Schlange, repräsentiert die Verselbständigung des Sexuellen und wird deshalb degradiert.

Dass die Autorin am Schluss ihrer Ausführungen nicht direkt vom Willen Gottes spricht, sondern gleichsam in historischer Distanz die „Führer Israels“ als diejenigen benennt, die für „Geschlechtstrieb und irdisches Leben“ die zu respektierenden Grenzen vorgegeben haben, könnte aus einer heutigen Perspektive als eine verhaltene Distanzierung zu diesen Normen gehört werden. Doch gewinnt man aus ihrem Schrifttum den Eindruck, dass Barbara Renz sich vorbehaltlos in die Vorgaben der (katholischen) Sexualmoral gefügt und diese weder für sich selbst noch zur Verteidigung anderer öffentlich in Frage gestellt hat. Die „Führer Israels“ liegen deshalb wohl in ihrem Verständnis durchaus auf der Linie der „Führer“ der Kirche. [118]

Zwei weitere Aufsätze, die Barbara Renz in dieser Zeit bei Max Marcuse, diesmal in der von ihm redigierten Zeitschrift für Sexualwissenschaft unterbringen konnte, zeigen, dass sie ihre Fragestellung mit enzyklopädischer Breite verfolgt. Der Beitrag über Geschwänzte Götter und gottähnliche Wesen [119] trägt Material aus dem Alten Orient zusammen und verweilt besonders bei Darstellungen des Gottes Bes; die Studie zu Sphinx, Greif und Phönix [120] sucht die Vergleichbarkeiten dieser drei mythologischen Tiergestalten zu erfassen und findet an gemeinsamen Merkmalen ihren Bezug auf die Sonne sowie ihre Bedeutung als Lebens- und Auferstehungssymbole. Sind sie damit als „Repräsentanten göttlicher Kraft“ erwiesen, und werden insbesondere die Greifen als Wächtersymbole den Cheruben vor dem Paradies (Genesis 3,24) an die Seite gestellt, so betont die Autorin doch erneut die Differenz zwischen polytheistischen und monotheistischen Konzepten. [121]

Noch einmal erweitert dargestellt hat Barbara Renz ihre Forschungen in einer Monographie von gut 100 Seiten. Der Titel dieses 1930 erschienenen Buches, Der orientalische Schlangendrache, zeigt den motivlichen Schwerpunkt an. Die Autorin konzentriert sich auf das Schlangensymbol, das sie jedoch mit dem des Drachens verknüpft, und auf den asiatischen Kontinent, den sie aber von der altvorderorientalischen Antike bis ins zeitgenössische Indien und China und geographisch von den westsemitischen Mittelmeerkulturen Phöniziens bis nach Japan abschreitet. Wieder geht es ihr um die vielgestaltige Symbolik der Schlange; diesmal jedoch kommt ein Muster hinzu, das sie in vielen der von ihr in Augenschein genommenen Kulturen erkennt, das Muster einer Ab- oder Umwertung der ursprünglich als göttlich verehrten Schlange zum Symbol des Bösen. Dieses Muster, so vermutet sie, muss auch in Israel gegriffen haben: dort, wo der Monotheismus Israels auf die vergöttlichte Schlange traf, musste sie depotenziert werden. Ausdrücklich grenzt sich Barbara Renz zur näheren Erläuterung dieser Überlegung von der ihr offenbar bekannt gewordenen Position einer „Herausentwicklung des Monotheismus aus dem Polytheismus“ ab. [122] Schon bei Mose und Abraham, also an den Anfängen Israels, steht der Gott Israels gegen Schlange und Drache. [123] Der (literarische) Kampf, den der „Redakteur der Genesis“ [124] gegen die Schlange führt, bezieht sich auf die Schlange als Symbol der sexuellen Lust, die vergöttlicht, d. h. verabsolutiert wird, und er kann diesen Kampf mit der und gegen die Schlange führen, weil sie weltweit besonders auch diesen Aspekt des Lebens verkörpert.

Barbara Renz hat dieses Buch, die einzige umfangreichere Studie zum Thema, die sie hat in Druck geben können, ihrem verstorbenen Bruder Franz S. Renz gewidmet. [125] Auch der Untertitel Ein Beitrag zum Verständnis der Schlange im biblischen Paradies weist auf die Zielrichtung dieser Veröffentlichung. Auf dieses Buch wurden sowohl katholisch-theologische Kreise als auch die Sexualwissenschaft aufmerksam und widmeten ihr anerkennende Rezensionen. [126]

3.3 Der faszinierende Überhang: heilige Schlange – kluge Schlange

Dass Barbara Renz ihre Forschungen zum Schlangensymbol konsequent auf alle historischen und gegenwärtigen Kulturen der Welt ausdehnen wollte, zeigt eine kleine Studie, die sie 1932 in der Zeitschrift des Bayerischen Landesvereins für Heimatschutz veröffentlicht hat. [127] Vom Baltikum bis nach Frankreich und die Schweiz schreitet sie Sagen und Bräuche von acht Kulturen, in denen Schlangen eine Bedeutung haben, ab. Als „Repräsentant eines neunten Völkerelements auf deutschem Boden und zugleich ein Hinweis auf eine der vielen gemeinsamen Ideen in der jüdischen und christlichen Religion“ verweist sie auf die 1837 erbaute Synagoge von Binswangen im Landkreis Dillingen mit ihren beiden „ehernen Schlangen“, die hier als akzeptiertes Symbol den östlichen und westlichen Giebel des Baues zieren. [128] Der Gesamttendenz des Beitrags entsprechend wird dieses Phänomen aber von ihr nicht problematisiert, sondern neben die ebenfalls positive Rezeption des Motivs der ehernen Schlange in Johannes 3,14-15 gestellt. Der Bedeutung der Schlange als mächtigem Symbol, diese Botschaft vermittelt der Beitrag, kann sich auch das (gegenwärtige) Judentum und Christentum nicht entziehen.

Acht Jahre nach Erscheinen ihres Buches zum „orientalischen Schlangendrachen“ hat Barbara Renz ihren m.W. letzten wissenschaftlichen Beitrag zur Schlangen-Thematik publiziert. Dieser Beitrag ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Er erschien in der renommierten katholisch-exegetischen Biblischen Zeitschrift [129] und dürfte damit signalisieren, dass die Forschungen der Religionsgeschichtlerin Renz nun in der Tat in der katholischen Bibelwissenschaft wahr- und ernstgenommen wurden. Er kreist um die Schlange und ihre Klugheit, die ihr nicht nur in Genesis 3,1, sondern auch in der Aufforderung Jesu an seine Jünger, „klug zu sein wie die Schlangen“ (Matthäus 10,16) zugeschrieben wird, und erweitert damit erneut den Blick über die biblische Paradiesgeschichte hinaus auf das Neue Testament. Es ist ein Beitrag, der sich so deutlich und intensiv wie keine der Publikationen vorher mit fachexegetischer Literatur auseinandersetzt, sie kritisch abwägt und mit ihren eigenen Zugängen und Überlegungen verbindet. [130] Barbara Renz geht den vielfältigen Übersetzungen des hebräischen ’arum (Genesis 3,1) und des griechischen phronimos (Matthäus 10,16) philologisch nach und greift v.a. auf naturwissenschaftliche Beobachtungen zurück, um die „Klugheit“ der Schlange zu profilieren. Dieser Blick in die Naturwissenschaft, dem sie das auch hier beigezogene religionsgeschichtliche Material unterordnet, erscheint ihr notwendig, weil der Ausspruch Jesu sich offensichtlich auf „natürliche Schlangen“ bezieht. [131] Ihre Ausführungen zusammenfassend hält sie fest:

Die Klugheit der natürlichen Schlange wird also nach dem Gesagten hauptsächlich in ihrer Wachsamkeit, Vorsicht, Umsicht und Abwehr bestehen, wozu sie durch ihren scharfen Blick, ihr feines Gehör und ihren Spürsinn befähigt ist. Auf das geistige Gebiet übertragen, ergeben sich Fähigkeiten, die würdig sind, von Jesus zur Nachahmung seinen Jüngern vorgestellt zu werden. [132]

Gegenüber dem hochaufgeladenen Symbolcharakter der Schlange als Repräsentantin des fruchtbaren Lebens schlechthin steht nun ein bestimmter „Charakterzug“ im Vordergrund, der, so möchte ich die implizite Botschaft dieses Artikels verstehen, eine positive Wertung des Schlangensymbols im Munde Jesu ermöglicht hat. Ob Barbara Renz damit die Möglichkeit, ja den Ansatz einer erneuten weitergehenden „Umwertung“ der Schlange im Christentum andeuten wollte?


 

Literaturverzeichnis

Ungedruckte Quellen

Universitätsarchiv Münster, Bestand 3, Nr. 1408:

  • Schreiben von B. Renz vom 3. April 1905 an das Kgl. Rektorat der Universität Münster
  • Schreiben des Kurators an den Rektor vom 10. April 1905
  • Schreiben des Rektors an B. Renz vom 17. April 1905
  • B. Renz an den Rektor, 5. Januar 1906


Universitätsarchiv Münster, Bestand 22, Nr. 353:

  • Schreiben des Bischofs von Münster, 18.10.1906
  • Schriftwechsel zwischen Bischof, Fakultät, Universität und Kultusministerium zum „Fall Renz“


Universitätsarchiv Münster, Bestand 22, Nr. 186:

  • weiterer Schriftwechsel zwischen Bischof, Fakultät, Universität und Kultusministerium zum „Fall Renz“


Schriften von Barbara Renz

Die Frau in der Geschichte der Geistesbildung, in: Haus und Welt. Illustrierte Zeitschrift für die deutschen Frauen, 1899, 292-294.308-310

Eine schwäbische Philosophin diesseits und jenseits des Ozeans. Gesammelte Vorträge, Dillingen 1900. Darin:

  • Die Frau in der Geschichte der Geistesbildung, 1-11 (vgl. Renz 1899)
  • Meine persönlichen Erfahrungen in Onkel Sam’s Land, 13-34
  • Streiflichter auf die sozial-politischen Verhältnisse und den Ver. Staaten Nordamerikas, 35-53
  • Die Amerikanerin mit besonderer Berücksichtigung der Sklavenfrage und des Smith College, 55-68
  • Indianersagen oder Longfellow’s „Hiawatha“, 69-86
  • Wie sich unsere Altäre entwickelt haben sollen, 87-98
  • Einige kulturelle Erscheinungen des 19. Jahrhunderts, 99-113
  • Die Haltung einer katholischen Dr. phil. zur Frauenfrage, 117-129


(als Herausgeberin:) Völkerschau. Illustrierte Monatsschrift, später: Populär-wissenschaftl. Quartalschrift, 1 (1901/2) – 3 (1904). Darin an eigenen Beiträgen u.a.:

  • Altäre bei Natur- und Kulturvölkern, 1901, 24-35
  • Liefern die Australier, Eskimos und Samoer einen Beweis für die Entwicklung des politisch-religiösen Lebens aus Höflichkeitsformen?, 1901, 62-66
  • Ist die Entwicklung des Gottesopfers aus Totenspenden von Herbert Spencer erwiesen worden?, 1901, 89-104
  • Herbert Spencer und die Ehe, 1901, 126-130
  • Tempel bei Natur- und Kulturvölkern, 1901, 152-163
  • Angebliche Entwicklung der Begriffe „Tod“ und „Auferstehung“, 1901, 187-195
  • Die soziale Stellung der Frau und friedliche Gewerbsthätigkeit bei Natur- und Kulturvölkern, 1901, 217-221.248-254.279-284.319-322.346-350.380-384
  • Totenceremonien in den Battaländern auf Sumatra, 1902, 144-151
  • Skizzen aus dem Familienleben bei Naturvölkern, 1903, 324-330.356-365
  • Familienleben bei den Telhuelet und Araucos, 3/1 (1904) 1-13
  • Eine Totenfeier im Kafferland, 3/1 (1904) 87-90 (ins Deutsche übertragen nach J. Shooter, The Kafirs of Natal)
  • Das geschändete Weib im alten Babylonien, 3/1 (1904) 90 (frei nach Herodot)
  • Bekleidung und Sittlichkeit bei Naturvölkern, 3/2 (1904) 97-103
  • Sittlichkeit und Religion bei den Herero, 3/3 (1904) 193-198
  • Der Herero-Aufstand im Licht der Parallele, 3/4 (1904) 289-293

Gerechtigkeit im Familienkreise, in: Die christliche Frau 3 (1904/5) 409-425

Getaufte Ungläubige – ungetaufte Gläubige, in: Die christliche Frau 5 (1906/7) 205-208

Die Stellung der Braut im Alten Bunde, in: Die christliche Frau 5 (1906/7) 447-449

Familienleben bei Papuas unter deutscher Flagge. Vortrag gehalten in der Aula der Kgl. Universität Münster i. W. (Sonderdruck; ohne Ort; ohne Jahrgang) (1906/7)

Des Indianers Familie, Freund und Feind (Völkerleben in Wort und Bild. Bd. 1), Münster 1907

Streiflichter auf das religiöse Denken und Handeln der Japaner, in: Natur und Kultur. Vierteljahresschrift für Naturforschung, Kulturpflege und Welterkenntnis, Garmisch-Partenkirchen, 5 (1908) 449-452.498-502

Ploss, Heinrich, Das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Völkerkundliche Studien. Dritte, gänzlich umgearbeitete und stark vermehrte Auflage nach dem Tod des Verfassers hrsg. v. Dr. phil. B. Renz, Bd. 1, Leipzig 1911; Bd. 2, Leipzig 1912

Schlange und Baum als Sexualsymbole in der Völkerkunde, in: Archiv für Sexualforschung I/2 (1916) 341-344

Die Kinderseele nach dem Tode in der Auffassung verschiedener Völker, in: Die Christliche Frau 23 (1925) 41-43

Ein dankbares Gedenkblatt auf die Gruft I. K. H. der Prinzessin Theres von Bayern, in: Die christliche Frau 23 (1925) 344-348

Sphinx, Greif und Phönix, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft 12 (1925/26) 137-143

Art. „Baum und Schlange“, in: Max Marcuse (Hrsg.), Handwörterbuch der Sexualwissenschaft, Bonn 2. Aufl. 1926, 47-50

Geschwänzte Götter und gottähnliche Wesen, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft 14 (1927/28) 270-272

Der Kleinrentner Hilferuf an die katholischen deutschen Frauen, in: Die christliche Frau 27 (1929) 9-14

Der Orientalische Schlangendrache. Ein Beitrag zum Verständnis der Schlange im biblischen Paradies, Augsburg 1930

- Vgl. Josef Stiglmayr, Rezension zu: B. Renz, Oriental. Schlangendrache, in: Stimmen der Zeit 120 (1931) 222f.

- Vgl. Berndt Götz, Rezension zu: B. Renz, Oriental. Schlangendrache, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft 18 (1930/31) 138

Die heilige Schlange auf unserm heimatlichen Boden, in: Bayerischer Heimatschutz 28 (1932) 44-49

Wir katholischen Frauen und die politischen Wahlen, in: Bayerisches Frauenland. Organ des Bayerischen Landesverbandes des Katholischen Frauenbundes 1932, Nr. 4, 28 (nur diese eine Seite)

Die kluge Schlange, in: Biblische Zeitschrift 24 (1938/39) 236-241

Die Vorkämpferin für das Frauenstudium in Bayern – Dr. phil. Barbara Renz erzählt aus ihrem Leben, in: Der Heimatfreund. Beilage der „Donau-Zeitung“ 4 (1953) Nr. 2, S. 1+4; Nr. 3, S. 4


Sämtliche veröffentlichte Schriften von Franz Renz

Franz Renz, Die Geschichte des Meßopfer-Begriffs oder Der alte Glaube und die Neuen Theorien über das Wesen des Unblutigen Opfers, Freising Bd. 1, 1901; Bd. 2, 1902

Franz Renz, Die katholischen Moralsätze bezüglich der Rationalisierung der Geburten, Breslau 1913

 

Literatur zu Barbara (und Franz) Renz

Arnold Angenendt, 100 Jahre ‚Theologische Revue‘, in: Theologische Revue 98 (2002) Sp. 11-14, hier Sp. 13

(anonym), Eintrag „Barbara Renz“, in: Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 8, Darmstadt 1998, 246

Manfred Berger, Eintrag „Renz, Barbara Klara“, in: Biographisch-Bibliographi­sches Kirchen-Lexikon, Bd. 20 (2002) 1209-1216

Manfred Berger, Führende Frauen in sozialer Verantwortung: Barbara Klara Renz, in: Christ + Bildung. Zeitschrift der Katholischen Erziehergemeinschaft Deutschlands 47 (2001), Heft 3, S. 27

Hans Böhm, Ein Leben im Dienste des Priesternachwuchses. Zum 100. Geburtstag des Regens Dr. Franz Seraph Renz, in: Donau-Zeitung, Landkreis Dillingen u.a., 8. 10. 1960, 24ff (4 Spalten); 15.10.1960, 28ff (5 Spalten)

Hans Böhm, Franz Seraph und Barbara Clara Renz. Ein denk- und merkwürdiges Geschwisterpaar, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen a. d. Donau 80 (1978) 140-177

Dagmar von Garnier (Hrsg.), Buch der 1000 Frauen: das Frauen-Gedenk-Labyrinth, Bd. 1, Rüsselsheim 2000, 54 (Eintrag von Verena Kügel)

Eduard Hegel, Geschichte der Katholisch-theolo­gischen Fakultät Münster 1773-1964, Bd. 1, Münster 1966, 392-398, bes. 393f.

Wilhelm Kosch, Eintrag „Renz, Barbara“, in: ders., Das katholische Deutschland, Bd. 3, Augsburg 1938, Sp. 3910

Reinhard Müller, Eintrag „Renz, Barbara Klara“, in: Heinz Rupp u.a. (Hrsg.), Deutsches Literaturlexikon. Bern und Stuttgart 31990, Bd. 12, Sp. 1024

Marianne Neboisa, Ellen Ammann geb. Sundström 1870-1932. Dokumentation und Interpretation eines diakonischen Frauenlebens. St. Ottilien 1992, zu B. Renz: 509-511

Anne Neugebauer, Politische Aktivitäten studierender Frauen, in: Sabine Happ/ Veronika Jüttemann (Hrsg.), „Laßt sie doch denken“: 100 Jahre Studium für Frauen in Münster, Münster 2008, 103-124, hier 104f.

Joseph Sickenberger, Erinnerungen an † Franz Renz, in: Schlesisches Pastoralblatt 38 [1917] 2-7.17-19

Internet-Eintrag http://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Renz

Blog unter http://barbara-k-renz.blogspot.de/ (verantwortet von Martina Lutz)

 

Sonstige verwendete Sekundärliteratur

Ilse Costas, Die Öffnung der Universitäten für Frauen – ein internationaler Vergleich für die Zeit vor 1914, in: Leviathan 23/4 (1995) 496-516

Ursula Ferdinand u.a. (Hrsg.), Verqueere Wissenschaft? Zum Verhältnis von Sexualwissenschaft und Sexualreformbewegung in Geschichte und Gegenwart, Münster 22005

Valeria Ferrari Schiefer, Lucretia Marinella (1571-1653): Die Schönheit der Frau, Abglanz des Göttlichen. Drei ihrer philosophisch-theologischen und frauenbezogenen Schriften, in: Elisabeth Gössmann, Eva, Gottes Meisterwerk, München 22000, 45-113

Heinrich Ploss, Das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Anthropologische Studien, 2. Erweitere Auflage Bd. 1, Leipzig 1881; Bd. 2, Leipzig 1884

William Sweet: Eintrag “Herbert Spencer (1820-1903)”, in: Internet Encyclopedia of Philosophy, 2004 (http://www.iep.utm.edu/spencer/)

Otto Weiß, Der Modernismus in Deutschland, Regensburg 1995

Julius Wolf, Der Geburtenrückgang, Jena 1912

Julius Wolf, Sexualwissenschaft als Kulturwissenschaft, in: Archiv für Sexualfor­schung I/1 (1915) 1-10


 

[1] Auf Barbara Renz bin ich aufmerksam geworden im Rahmen meiner Recherchen zur „weiblichen Seite“ der Geschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, an der ich seit 1998 den Lehrstuhl für Theologische Frauenforschung innehabe. Es gibt bisher keine umfassende Gesamtschau oder -würdigung des Lebenswerks dieser Wissenschaftlerin. Deshalb sind auch meine Ausführungen eher als work in progress oder Zwischenbilanz zu verstehen. Mein Dank geht an Frau Dr. Sabine Happ, der Leiterin des Universitätsarchivs Münster, an den dortigen Geschäftsführer Herrn Robert Giesler sowie an Frau Annett Chollowa und Herrn Mike Weiden für immer freundliche Auskunft und Hilfsbereitschaft; an die Leiterin des Archivs des Kath. Dt. Frauenbundes in Köln, Frau Dr. Jutta Müther, für Recherchen in der „Christlichen Frau“; an Martina Lutz, Murwillumbah/Australien, die in zahlreichen E-Mails mit mir diskutierte und mir aufgrund ihrer detaillierten Kenntnis der Lebensgeschichte der Dillinger Philosophin wertvolle Hinweise geben konnte (vgl. auch die folgenden beiden Anmerkungen); und an Verena Suchhart, Münster, die mir viele schwer zugängliche Fernleihen besorgt hat.
[2] Im Sinne eines kleinen Forschungsberichtes sei das mir bekannt bzw. zugänglich gewordene (auto-)biographische Material zusammengestellt. Grundlegend ist die Darstellung von Hans Böhm: Franz Seraph und Barbara Clara Renz. Ein denk- und merkwürdiges Geschwisterpaar, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen a. d. Donau 80 (1978) 140-177. Böhm hat eingehende Archivstudien v.a. in Dillingen und München unternommen und das unten genannte autobiographische Material von 1900 und 1953 hinzugezogen. Die Darstellung von Manfred Berger: Renz, Barbara Klara, in: Biographisch-Bibliographi­sches Kirchen-Lexikon, Bd. 20 (2002) 1209-1216 stützt sich v.a. auf Böhm, setzt aber eigene Akzente in Bezug auf die Einbeziehung des Schrifttums von B. Renz. Sein Beitrag: Führende Frauen in sozialer Verantwortung: Barbara Klara Renz, in: Christ + Bildung. Zeitschrift der Katholischen Erziehergemeinschaft Deutschlands 47 (2001), Heft 3, S. 27 hebt vor allem ab auf das frauenpolitische Engagement der Philosophin. Der Internet-Eintrag http://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Renz beruht, soweit mir erkennbar, ebenfalls v.a. auf den Beiträgen von Berger und Böhm; der blog unter http://barbara-k-renz.blogspot.de/ (verantwortet von Martina Lutz) nimmt über Böhm hinaus weitere mündliche und schriftliche Materialien und Erinnerungen aus dem Dillinger Umfeld auf, dazu u.a. auch Briefe von Barbara Renz an Prinzessin Wiltrud von Bayern, die sie im Bayr. Hauptstaatsarchiv in München eingesehen hat. Die Einbeziehung von Barbara Renz in Dagmar von Garnier (Hrsg.): Buch der 1000 Frauen: das Frauen-Gedenk-Labyrinth, Bd. 1, Rüsselsheim 2000, 54 geht auf die Dillinger Schülerin Verena Kügel zurück. Der knappe, anonyme Eintrag zu Barbara Renz in: Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), Bd. 8, Darmstadt 1998, 246 orientiert sich fast ausschließlich an ihren formalen Qualifikationen und verweist als Quelle auf das Deutsche Literaturlexikon (DLL). In dessen 3. Auflage, hrsg. v. Heinz Rupp u.a., Bd. 12, Bern und Stuttgart 1990, Sp. 1024 (Autor: Reinhard Müller) finden sich einige wenige Zeilen, die aber nicht alle Informationen der DBE enthalten. So ist es möglich, dass als weitere Quelle des DLL im Hintergrund der Kurzeintrag steht, wie er sich findet in Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland, Bd. 3, Augsburg 1938, 3910. Dieser Eintrag wiederum nennt seine Quellen nicht. Kosch war Begründer des Deutschen Literaturlexikons und hat die erste Auflage herausgegeben. In Bd. 2 (1930) findet sich aber noch kein Eintrag zu B. Renz, ebenso wenig wie in der 2. Auflage im alfabetisch einschlägigen Bd. 3 (1966).Für Barbara Renz’ Zeit in Münster hat Böhm (1978) keine eigenen Archivstudien betrieben, sondern beruft sich auf die Darstellung bei Eduard Hegel: Geschichte der Katholisch-theolo­gischen Fakultät Münster 1773-1964, Bd. 1, Münster 1966, 393f. Hegel hat m.E. jedoch die Akten zu B. Renz im Universitätsarchiv Münster nicht korrekt gedeutet; vgl. dazu meine Erwägungen im vorliegenden Beitrag unter 2.4. Was die Spekulationen Hegels zum wissenschaftlichen Austausch zwischen den Geschwistern Franz und Barbara Renz betrifft, so stützt er sich seinerseits auf einen weiteren, älteren Beitrag von Böhm; vgl. Hans Böhm: Ein Leben im Dienste des Priesternachwuchses. Zum 100. Geburtstag des Regens Dr. Franz Seraph Renz, in: Donau-Zeitung, Landkreis Dillingen u.a., 8.10.1960, 24ff; 15.10.1960, 28ff, worin dieser auch auf Barbara Renz eingeht. Zu Böhms These, die bei Hegel aufgenommen ist, dass Franz Renz sich in seiner Auslegung von Genesis 3 sehr stark von seiner Schwester inspirieren ließ, vgl. ebenfalls meine im folgenden vorgetragenen Überlegungen. Auf Hegels Notizen zu B. Renz in Münster bezieht sich wiederum Arnold Angenendt: 100 Jahre ‚Theologische Revue‘, in: ThRv 98 (2002) Sp. 11-14, hier Sp. 13, vergröbert aber Hegels Angaben zu stark; auf Angenendt und Hegel wiederum für B. Renz‘ Münsteraner Zeit stützt sich Anne Neugebauer: Politische Aktivitäten studierender Frauen, in: Sabine Happ/Veronika Jüttemann (Hrsg.), „Laßt sie doch denken“: 100 Jahre Studium für Frauen in Münster, Münster 2008, 103-124, hier 104f. A. Neugebauer hat zwar selbst im Universitätsarchiv Münster recherchiert, interpretiert die Aktenlage aber zu stark in Abhängigkeit von Angenendt.
Autobiographisches Material von Barbara Renz findet sich in größerer Breite zum einen in einem Band mit frühen gesammelten Vorträgen, so dass die dort erwähnten Begebenheiten, insbesondere über die Zeit in den USA, noch zeitnah berichtet werden. Vgl. Babara Renz: Eine schwäbische Philosophin diesseits und jenseits des Ozeans. Gesammelte Vorträge, Dillingen 1900. Dazu tritt der von ihr verfasste Nachruf auf Prinzessin Therese von Bayern, in dem sie auf ihr eigenes Leben zurückblickt; vgl. Barbara Renz: Ein dankbares Gedenkblatt auf die Gruft I. K. H. der Prinzessin Therese von Bayern, in: Die christliche Frau 23 (1925) 344-348. Aufschlussreich ist schließlich ein ausführlicher Bericht der 90-jährigen Barbara Renz: Die Vorkämpferin für das Frauenstudium in Bayern – Dr. phil. Barbara Renz erzählt aus ihrem Leben, in: Der Heimatfreund. Beilage der „Donau-Zeitung“ 4 (1953) Nr. 2, S. 1+4; Nr. 3, S. 4 (leider wird nicht ersichtlich, wer diesen Bericht redigiert hat bzw. ob es sich um ein komplettes „Autograph“ handelt). Dazu kommen die in Anm. 2 genannten Briefe von Barbara Renz an Prinzessin Wiltrud von Bayern. Aus ihnen wiederum geht (nach schriftl. Mitteilung von M. Lutz) hervor, dass sie nach dem Tod von Prinzessin Therese von Bayern ihre Briefe an diese zurückerhielt, noch einmal las und dann vernichtet hat. Damit ist der wohl bedeutendste Briefwechsel, den Barbara Renz geführt hat, nicht mehr zugänglich. Vgl. auch die folgende Anmerkung.
[3] Ich habe mich um eine möglichst umfassende Sammlung und Sichtung des erhaltenen Schrifttums von Barbara Renz bemüht und bin Martina Lutz außerordentlich dankbar, dass sie mir ganz selbstverständlich die von ihr bereits zusammengestellte Bibliographie zum Abgleich zur Verfügung gestellt hat. Da die Dillinger Philosophin testamentarisch verfügt hatte, man möge die in ihrem Schlafzimmer aufbewahrten „Drucksachen, die teils von mir handeln, teils von mir geschrieben worden sind … sowie meine Korrespondenz in meinem Schreibtisch … ungelesen verbrennen“ (Böhm [1978] Anhang II [Abdruck des Testaments], a.a.O., 175), ist anzunehmen, dass Manches auch verloren ist.
[4] Vgl. Böhm (8.10.1960).
[5] Vgl. A. a. O.
[6] Vgl. B. Renz (1953) Nr. 2, S. 1, erste Spalte.
[7] Böhm (1978) 153 unter Aufnahme von B. Renz (1953) Nr. 2, S. 1, zweite Spalte.
[8] In Italien wurden ab 1876 Frauen zum Universitätsstudium zugelassen. Zur Gesamtproblematik vgl. den instruktiven Beitrag von Ilse Costas: Die Öffnung der Universitäten für Frauen – ein internationaler Vergleich für die Zeit vor 1914, in: Leviathan 23/4 (1995) 496-516 (Schwerpunkte der Analyse sind die USA und das Deutsche Reich).
[9] Böhm (1978) 155 zählt folgende Fächer auf, in denen B. Renz eine Prüfung ablegte: „theoretische Philosophie, mathematische Geographie, italienische und lateinische Grammatik, neulateinische Philologie, italienische Literatur, Pädagogik, alte Geschichte, vergleichende Grammatik der classischen Sprachen nebst Sanskrit, moderne Geschichte, Geschichte der Philosophie, lateinische und griechische Literatur, Moralphilosophie, experimentelle Psychologie“. Der folgende Satz verrät allerdings bei aller Klarsicht in Fragen der Frauen-Rechte den gönnerhaften Paternalisten: „Es klingt unglaublich, was dieses einfache Mädchen vom Land … alles in ihr hübsches Köpfchen hineingepaukt hat!“
[10] Als Titel der Arbeit gibt B. Renz selbst an: „Das kosmologische Prinzip in der Geschichte der Philosophie“ – vgl. B. Renz (1953) Nr. 2, S. 1, vierte Spalte.
[11] B. Renz (1953) Nr. 2, S. 1, vierte Spalte.
[12] Böhm (1978) 156 nennt September 1892 als Ankunftszeit in den USA; Kosch (1938) 3910 spricht von einer „Vervollk(ommung der) Stud(ien) in Englisch 1892 bis 1893 in München“, so dass der USA-Aufenthalt erst 1893 begonnen hätte; in den Erinnerungen von B. Renz wiederum deutet vieles darauf hin, dass sie im Winter 1892/3 bereits in den USA war (vgl. B. Renz [1900] 15-20). Nach schriftl. Mitteilung von Martina Lutz belegt ein Eintrag in den „Data Files Relating to the Immigration of Germans to the United States, … documenting the period 1850 – 1897“ in den National Archives der USA, dass Barbara Renz am 19. September 1893 in New York ankam.
[13] So formuliert sie selbstironisch; vgl. B. Renz (1900) 15.
[14] Bei Böhm (1978) 156 wird vermerkt, Barbara Renz habe vor ihrer Abreise in die USA eine Dozentinnenstelle am bereits damals bekannten Smith College in Aussicht gehabt. Diese Angabe ist bei ihm leider nicht belegt und lässt sich aus den autobiographischen Notizen von B. Renz nicht erhärten. Wohl aber kannte sie dieses Frauen-College in Northampton/Massachusetts und äußert sich lobend über dessen Gründerin, vgl. B. Renz (1900) 64.
[15] A. a. O., 30; vgl. auch die Bemerkungen in B. Renz (1953) Nr. 3, S. 4, dritte und vierte Spalte. Zur Geschichte des College New Rochelle vgl. die Selbstdarstellung unter http://www.cnr.edu/AboutCNR/UrsulineHistoryandCNRLegacy.
[16] B. Renz (1900) 32. Zu Herbert Spencer vgl. den Eintrag von William Sweet: Herbert Spencer (1820-1903), in: Internet Encyclopedia of Philosophy, 2004.
[17] In ihren späten Erinnerungen ([1953] Nr. 2, S. 4, dritte Spalte) nennt sie das Heimweh nach ihrem Bruder Franz als Hauptmotiv, aus den USA zurückzukehren, statt, wie geplant, sich dort einbürgern zu lassen. Sie habe ursprünglich vorgehabt, nach ein paar Besuchswochen wieder nach New York zurückzukehren, sei dann aber in Dillingen geblieben. Aus ihrer Darstellung wird allerdings nicht deutlich, wie lange sie in Dillingen gelebt hat.
[18] Vgl. dazu unten 2.1 und 2.2
[19] Böhm (1978) 161 berichtet von Hinweisen auf ein Oberlehrerinnenexamen in Italienisch und Französisch, das B. Renz schon 1886, also vor ihrem Abitur 1887, in München erworben habe, und von einer einjährigen Tätigkeit an einer höheren Mädchenschule in München, deren Zeit sich nicht mehr genau bestimmen lasse. Diese Hinweise stammen aus der Münchner Personalakte von B. Renz, sind aber nicht durch die jeweiligen Zeugnisse belegt. Auch Kosch (1938) 3910 weiß von einer solchen 1886 abgelegten Lehrerinnenprüfung und datiert die Schulpraxis auf die Zeit 1901/02, nennt aber keine Quellen.
[20] Über diese Leidensgeschichte informiert ausführlich Böhm (1978) 161-168.
[21] Während Berger (2002) Sp. 1211 und ders.: Führende Frauen, 27 umstandslos festhält, in Mün­ster und auch später in Breslau habe Barbara Renz zusammen mit ihrer Schwester Maria dem Bruder den Haushalt geführt, stellt Hans Böhm (1978) 157 dies grundsätzlich jedenfalls als Lebensprojekt für Barbara in Frage, weil es nicht ihrer Art entsprochen hätte und zudem dieser Posten ja mit der Schwester Maria besetzt war. Über das Verhältnis der beiden Schwestern im Haushalt des Bruders sind mir keine Quellen bekannt geworden. Joseph Sickenberger: Erinnerungen an † Franz Renz, in: Schlesisches Pastoralblatt 38 (1917) 2-7.17-19 erwähnt Maria Renz als Haushälterin des Bruders namentlich und mit warmen Worten, weiß aber außerdem von einer weiteren, nicht namentlich genannten Schwester im gemeinsamen Haushalt, „die sich wie ihr Bruder dem Dienst der Wissenschaft gewidmet hatte“ (19). Auch diese Bemerkung lässt darauf schließen, dass Barbara nicht als Haushälterin tätig war.
[22] Vgl. Böhm (1978) 156.
[23] Im Bestand der ULB Münster findet sich der Jahrgang 3 (1904), der letzte, der erschienen war und der in jenem Jahr erschien, als B. Renz nach Münster kam.
[24] Barbara Renz: Völkerleben in Wort und Bild. Bd. 1; Des Indianers Familie, Freund und Feind, Münster 1907. Soweit ich sehen kann, hat es weitere Bände in dieser Reihe nicht gegeben.
[25] Vgl. dazu unter 2.4.
[26] Vgl. Barbara Renz: Gerechtigkeit im Familienkreise, in: Die christliche Frau 3 (1904/5) 409-425; dies.: Getaufte Ungläubige – ungetaufte Gläubige, in: Die christliche Frau 5 (1906/7) 205-208; dies.. Die Stellung der Braut im Alten Bunde, a.a.O., 447-449.
[27] Heinrich Ploss: Das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Völkerkundliche Studien. Dritte, gänzlich umgearbeitete und stark vermehrte Auflage nach dem Tod des Verfassers hrsg. v. Dr. phil. B. Renz, Bd. 1, Leipzig 1911; Bd. 2, Leipzig 1912 (insgesamt 1500 Seiten!).
[28] Die erste mir bekannt gewordene Publikation zu diesem Thema ist ein Beitrag im Archiv für Sexualwissenschaft 1916; vgl. unten unter 3.1.
[29] Detailliertere Hinweise bei Böhm (1978) 169-171.
[30] Barbara Renz: Wir katholischen Frauen und die politischen Wahlen, in: Bayerisches Frauenland 1932, Nr. 4, 28; zum Zusammenhang vgl. Marianne Neboisa: Ellen Ammann geb. Sundström 1870-1932. Dokumentation und Interpretation eines diakonischen Frauenlebens, St. Ottilien 1992, 509-511.
[31] Vgl. Barbara Renz: Der Kleinrentner Hilferuf an die katholischen deutschen Frauen, in: Die christliche Frau 27 (1929) 9-14.
[32] Barbara Renz: Der Orientalische Schlangendrache. Ein Beitrag zum Verständnis der Schlange im biblischen Paradies, Augsburg 1930.
[33] B. Renz (1900).
[34] Ob ihre römische Dissertation publiziert wurde, ist bisher nicht bekannt; davon, dass sie in den USA veröffentlicht hätte, berichtet sie selbst nichts. Der erste Beitrag des Sammelbandes („Die Frau in der Geschichte der Geistesbildung“) war unter dem gleichen Titel bereits separat veröffentlicht in: Haus und Welt. Illustrierte Zeitschrift für die deutschen Frauen, 1899, 292-294.308-310.
[35] Barbara Renz: Meine persönlichen Erfahrungen in Onkel Sam’s Land, in: dies. (1900) 13-34; dies.: Streiflichter auf die sozial-politischen Verhältnisse und den Ver. Staaten Nordamerikas, in: a.a.O., 35-53; dies.: Die Amerikanerin mit besonderer Berücksichtigung der Sklavenfrage und des Smith College, in: a.a.O., 55-68.
[36] Dies.: Indianersagen oder Longfellow’s „Hiawatha“, in: a.a.O., 69-86; dies.: Wie sich unsere Altäre entwickelt haben sollen, in: a.a.O., 87-98.
[37] Dies.: Die Frau in der Geschichte der Geistesbildung, a.a.O., 1-11; dies.: Einige kulturelle Erscheinungen des 19. Jahrhunderts, in: a.a.O., 99-113; dies.: Die Haltung einer katholischen Dr. phil. zur Frauenfrage , in: a.a.O., 117-129.
[38] B. Renz (1900),Vorrede (ohne Seitenzahl).
[39] A. a. O., 10.
[40] A. a. O., 11: „Wenn sie (=die christlichen Frauen des Mittelalters, MTW) Glauben, Wissen und Weiblichkeit verneinen konnten: warum nicht auch wir?“ Ich vermute einen Druckfehler: statt „verneinen“, wie im Text, muss es heißen „vereinen“.
[41] A. a. O., 89.
[42] A. a. O., 86.
[43] Vgl. dazu unter 2.4.
[44] A. a. O., 10.
[45] A. a. O., 11.
[46] B. Renz (1900) 90.
[47] A. a. O., 95 – Hervorhebungen im Fettdruck im Original.
[48] A. a. O., 117-129.
[51] A. a. O., 127f.
[52] A. a. O., 128.
[53] B. Renz bezieht sich genauerhin auf die Seiten 11-13 in Franz Renz: Die Geschichte des Meßopfer-Begriffs, Bd. 1, Freising 1901.
[54] F. Renz (1901) 11. Das erinnert frappierend an die jüdische Lilith-Legende; ob Franz Renz diese kannte, oder ob er (oder seine theologischen Lehrer) dies aus einer intra-textuellen Kombination von Genesis 1 und 2-3 erschließen konnten, muss hier offen bleiben.
[55] B. Renz (1900) 111. Man könnte fast vermuten, dass ihr die humorvollen Überlegungen einer Lucretia Marinella bekannt geworden sind, die eben mit Eva als dem schön­sten und vollkommensten Schöpfungswerk Gottes argumentiert; vgl. Valeria Ferrari Schiefer: Lucretia Marinella (1571-1653): Die Schönheit der Frau, Abglanz des Göttlichen. Drei ihrer philosophisch-theologischen und frauenbezogenen Schriften, in: Elisabeth Gössmann (Hrsg.), Eva, Gottes Meisterwerk, München 22000, 45-113.
[56] F. Renz (1901) 11.
[57] A. a. O., 16f.
[58] A. a. O., 17 – Fettdruck im Original. Insbesondere ist hier zu erkennen, dass der paradiesische „Baum des Lebens“ in der Weise symbolisch gedeutet wird, dass er auf den menschlichen Lebenssaft des Blutes bezogen wird und das Essen der Frucht des Baumes dann das Eingehen auf den Reiz, der zur verbotenen Lust anregt, bedeutet.
[59] A. a. O., 99.
[60] Vgl. auch 2.3.
[61] Vgl.: Altäre bei Natur- und Kulturvölkern, 1901, 24-35; Liefern die Australier, Eskimos und Samoer einen Beweis für die Entwicklung des politisch-religiösen Lebens aus Höflichkeitsformen?, 1901, 62-66; Ist die Entwicklung des Gottesopfers aus Totenspenden von Herbert Spencer erwiesen worden?, 1901, 89-104; Herbert Spencer und die Ehe, 1901, 126-130; Tempel bei Natur- und Kulturvölkern, 1901, 152-163; Angebliche Entwicklung der Begriffe „Tod“ und „Auferstehung“, 1901, 187-195; Die soziale Stellung der Frau und friedliche Gewerbsthätigkeit bei Natur- und Kulturvölkern, 1901, 217-221.248-254.279-284.319-322.346-350.380-384.
[62] Vgl. Böhm (1978) 160.
[63] Vgl. B. Renz (1901) 380-384, hier bes. 383.
[64] Barbara Renz: Familienleben bei den Telhuelet und Araucos, in: Völkerschau 3/1 (1904) 1-13.
[65] A. a. O., 13.
[66] Ebd..
[67] Ebd..
[68] F. Renz (1901) 5.
[69] B. Renz (1906/7), hier 449. Die Rede von „Entsagung“ findet sich auch bei B. Renz, 3/1 (1904) 13.
[70] Vgl. Universitätsarchiv Münster, Bestand 3, Nr. 1408, Schreiben von B. Renz vom 3. April 1905.
[71] A.a.O. Schreiben des Kurators an den Rektor vom 10. April 1905; Schreiben des Rektors an B. Renz vom 17. April 1905.
[72] A.a.O. Brief von B. Renz an den Rektor, 5. Januar 1906.
[73] Es sind für die folgenden Jahre keine Hinweise auffindbar, die weitere Vorträge in der Universitätsaula belegen ließen. Deshalb kann man wohl nicht davon sprechen, dass sie womöglich über einen längeren Zeitraum „doziert“ habe, wie Anne Neugebauer mit Berufung auf Arnold Angenendt formuliert (vgl. Neugebauer (2008) 104; Angenendt (2002) Sp. 13). Die Behauptung bei Hegel (1964) 394, Barbara Renz habe auch im Winter 1906/7 an der Universität Vorträge gehalten, ist unausgewiesen.
[74] In der Universitäts-Bibliothek Münster ist dieser Vortrag unter dem o.g. Titel als Sonderdruck zugänglich, ohne Orts- und Jahresangabe, aber mit eindeutiger Zuordnung als „Vortrag gehalten in der Aula der Kgl. Universität Münster i. W.“ und einem handschriftlichen, leider z.T. abgeschnittenen Vermerk „Von der Verfasserin ergebenst überr(eicht)“.
[75] Angenendt (2002) a.a.O. gibt an, sie habe „in Theologie“ doziert und über „Schlange und Baum“ gesprochen. Das sind Themen erst späterer Veröffentlichungen, die aber auch dort nicht exegetisch oder theologisch entfaltet werden, sondern ethnologisch-religions­vergleichend. Vgl. dazu 3.1-3.3.
[76] Schon in München hatte sie für die „Völkerschau“ zu diesem Teil der Welt Material ausgebreitet; vgl. etwa ihren Beitrag: Barbara Renz: Skizzen aus dem Familienleben bei Naturvölkern, in: Völkerschau 1903, 324-330.356-365, hier 362ff.
[77] Barbara Renz: Familienleben bei Papuas unter deutscher Flagge, ohne Ort; ohne Jahr, hier 14. Gesperrt im Original.
[78] Ebd.
[79] Vgl. B. Renz (1907). Die hier angedeutete Grundtendenz – Kritik an der Kolonialmacht, gerade auch der deutschen, die die Kultur der kolonisierten Völker hätte heben sollen, stattdessen aber zu deren kulturellen Niedergang beiträgt, etwa durch das Angebot von hochprozentigen Spirituosen – findet sich auch bereits in Beiträgen in der „Völkerschau“; vgl. beispielsweise die Beiträge zum damaligen Deutsch-Südwest-Afrika: Barbara Renz: Sittlichkeit und Religion bei den Herero, in: Völkerschau 3/3 (1904) 193-198 und dies.: Der Herero-Aufstand im Licht der Parallele, in: Völkerschau 3/4 (1904) 289-293. Die Position der Autorin zur Kolonialpolitik ihrer Zeit müsste eigens analysiert werden. Vgl. auch die Anmerkungen zu ihrer Bearbeitung des Werkes von H. Ploss (unten 2.7).
[80] Vgl. dazu schon ihren „Hiawatha“-Vortrag in B. Renz (1900).
[81] Barbara Renz: Streiflichter auf das religiöse Denken und Handeln der Japaner, in: Natur und Kultur. Vierteljahresschrift für Naturforschung, Kulturpflege und Welterkenntnis, Garmisch-Partenkirchen, 5 (1908) 449-452.498-502.
[82] Der Verweis (1) geht auf „Franz S. Renz, Geschichte des Meßopfer-Begriffes, Bd. I, S. 5“.
[83] B. Renz (1908) 502. Gesperrt im Original.
[84] Barbara Renz: Gerechtigkeit im Familienkreis, in: Die Christliche Frau 3 (1905) 409-413.
[85] Vgl. B. Renz (1900).
[86] A. a. O., 413. Gesperrt im Original.
[87] A. a. O., 409.
[88] Ebd.
[89] Universitätsarchiv Münster, Bestand 22, Nr. 353, Schreiben des Bischofs von Münster, 18.10.1906.
[90] Enthalten in Universitätsarchiv Münster, Bestand 22, Nr. 353; z.T. auch in Nr. 186.
[91] Man kann die Verschärfung des innerkirchlichen Klimas wohl bereits daran ablesen, dass im Jahr 1900 der Generalvikar des Bistums Augsburg Franz Renz die kirchliche Druckerlaubnis für seine Monographie zum Meßopfer-Begriff erteilt hatte, dass im Jahr 1903 aber während des Münsteraner Berufungsverfahrens um den dogmatischen Lehrstuhl Bischof Dingelstad aufgrund eben dieser Monographie Bedenken gegen den Kandidaten Renz erhob. Vgl. die entsprechenden Bemerkungen des Bischofs in seinem oben genannten Schreiben vom 18.10.1906.
[92] Dazu tritt ein auf den 19.1.1908 datierten Brief des als „Modernisten“ verdächtigten Johann Martin Kennerknecht an Joseph Schnitzer, in dem dieser sich an „Dr. Renz“ erinnert: „Am meisten regt mich die Maßregelung Minocchis auf. Sie gleicht jener, die Dr. Renz erfahren mußte … Bei uns denkt kein Mensch daran, den Mythos des Paradieses ernst zu nehmen; in Münster, in Rom will man darauf bestehen. Nun hört sich einfach alles auf. Nun sieht man, wo das hinaus will: Dogmatisierung plattester Irrealitäten will man. Da kann man nicht mehr mittun. Sie haben Gehirnsyphilis in Rom….“ (vgl. Otto Weiß: Der Modernismus in Deutschland, Regensburg 1995, 399). Böhm (1978) 148 hält fest, „aus einem Vergleich aller Berichte“ gehe als „Hauptanlaß“ der „Maßregelung … die Interpretation des biblischen Berichtes vom Sündenfall im Paradies“ hervor. Als die drei Berichte, die er verglichen hat, nennt er die Darstellung bei Hegel (1964) 392-398, der er weitgehend traut, die aber in den entscheidenden inhaltlichen Punkten nur auf Mutmaßungen basiert, sodann den Bericht des Breslauer neutestamentlichen Kollegen und Freundes Josef Sickenberger (vgl. Sickenberger [1917]), der jedoch kaum inhaltliche Angaben macht, und schließlich die Erinnerungen von Barbara Renz im „Heimatfreund“ (B. Renz [1953]). Diese Bemerkungen sind am konkretesten, stimmen mit den Bemerkungen Kennerknechts überein und werden deshalb auch im Folgenden aufgegriffen.
[93] B Renz (1953) Nr. 3, S. 4, dritte und vierte Spalte.
[94] Vgl. nur seine Kritik der Pentateuchkritik: F. Renz (1901) 54f, insbesondere gegen die darauf fußende Religionsgeschichte von R. Smend.
[95] Vgl. dagegen ihre Rede vom biblischen „Redakteur“ in B. Renz (1926) 49 (vgl. unten 3.1); (1930) 103 (vgl. unten 3.2) und m.W. zum ersten Mal in Bd. 2 (1912) des überarbeiteten Werks von Ploss, 824f (vgl. unten 2.7), die allerdings auch dort jeweils nicht weiter ausgeführt wird.
[96] Vgl. B. Renz (1930), Vorwort I, wo sie (in der für sie üblichen abgekürzten Form, aber identifizierbar) den französischen Ethnologen und katholischen Priester Charles Étienne Brasseur de Bourbourg (1814-1874) mit seinem Werk „Cartas para servir de Introducción a la Historia primitiva de las Naciones civilizadas de la América setentrional" (Mexico, 1851) als erste Inspiration für dieses Thema nennt. Man könnte auch hinweisen auf die bedrohliche Begegnung mit einer Schlange während ihrer Zeit in den USA, über die sie in ihren späten Erinnerungen berichtet (Heimatfreund Nr. 2, S. 4, vierte Spalte: auf dem Heimweg von einem Gottesdienstbesuch hätte eine Schlange über dem Weg gelegen, die sie voller Angst umging, um dann, bei ihrer Gastfamilie angekommen, zu bemerken, dass die Tochter des Hauses mit einer Schlange spielte, da diese Schlangen ja nicht giftig seien). Allerdings bringt sie selbst diese Episode nicht mit ihrem späteren Interesse an der Schlange in Verbindung. Beide Hinweise genügen m.E. nicht, ein spezifisches Interesse an der Schlangensymbolik bereits in dieser Zeit zu belegen, zumal in keiner mir bekannten Publikation vor 1915 darauf Bezug genommen wird.
[97] Dieser zeitliche Ansatz wird auch bestätigt durch Hinweise in Briefen von Barbara Renz an Wiltrud von Bayern (mdl. Auskunft von M. Lutz).
[98] Böhm (1978) 169. Diese Vermutung äußert Böhm auch schon in seinem Beitrag von 1960.
[99] Hegel (1964) 394.
[100] Da Franz Renz in diesen Jahren nichts veröffentlicht hat, lassen sich diese Vermutungen nicht durch schriftliche Belege erhärten.
[101] Heinrich Ploss: Das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Anthropologische Studien, 2., erweitere Auflage Bd. 1, Leipzig 1881; Bd. 2, Leipzig 1884; ders., Das Kind in Brauch und Sitte der Völker. Dritte, gänzlich umgearbeitete und stark vermehrte Auflage nach dem Tod des Verfassers herausgegeben von Dr. phil. B. Renz, Bd. 1, Leipzig 1911; Bd.2, Leipzig 1912.
[102] Vgl. dazu Ploss, Vorwort zur zweiten Auflage, Bd. 1 (1881) IV-VI.
[103] Aus ca. 880 Seiten bei Ploss werden mehr als 1500 Seiten in der dritten, von B. Renz besorgten Auflage.
[104] Dass gerade die Bebilderung auch noch einmal die Botschaft transportiert, die nichteuropäischen Kulturen stünden durchgehend auf einer niederen Kulturstufe, sei hier nur angemerkt. Insofern ist dieses Werk gerade auch in seinem Bildmaterial ein sprechendes – und problematisches – Dokument dieser Zeit.
[105] Bd. 2, 519-560.
[106] So formuliert die Teilüberschrift des Kapitels unter § 309, Bd. 2, 521; thematisch aber erstreckt sich diese Perspektive praktisch über das ganze Kapitel.
[107] Bd. 2, 824f. Gesperrt im Original.
[108] Barbara Renz: Schlange und Baum als Sexualsymbole in der Völkerkunde, in: Archiv für Sexualforschung I/2 (1916) 314-344. Wie B. Renz als überzeugte Katholikin Autorin in diesem Organ werden konnte, müsste eigens aufgehellt werden. Eine Spur weist auf den Nationalökonomen Julius Wolf, einen der Begründer des Archivs für Sexualforschung und Professor in Breslau in den Jahren, da Franz und Barbara Renz dort lebten und forschten. In seiner in Breslau verfassten und veröffentlichten Studie: Die katholischen Moralsätze bezüglich der Rationalisierung der Geburten (Breslau 1913; 35 Seiten) zitiert Franz Renz den Kollegen Julius Wolf zustimmend (vgl. a.a.O. 4-6.18-19) mit dessen Überlegungen zu den Ursachen des Geburtenrückgangs (J. Wolf, Der Geburtenrückgang, Jena 1912). Dies lässt auf gegenseitige Wahrnehmung und Wertschätzung schließen. Böhm (15. 10. 1960) spricht etwas vage von „Ärzten“, die die genannte Schrift von F. Renz wahrgenommen hätten. Über die Entwicklung der Sexualforschung als eines eigenen Wissenschaftszweiges und der mit dem „Archiv für Sexualforschung“ einerseits, der „Zeitschrift für Sexualwissenschaft“ als stärker mit den sexualreformerischen Kreisen verbundenen Richtung andererseits informieren die Beiträge von Andreas Pretzel und Andreas Seeck in: Ursula Ferdinand u.a. (Hrsg.), Verqueere Wissenschaft? Zum Verhältnis von Sexualwissenschaft und Sexualreformbewegung in Geschichte und Gegenwart, Münster 22005, 199ff.229ff.
[109] Renz (1916) 341.
[110] Renz (1916) 344. Gesperrt im Original.
[111] Ebd. Gesperrt im Original.
[112] Vgl. F. Renz (1901), bes. 14-17.
[113] B. Renz hat sich, soweit mir erkennbar, auch nicht auf eine grundsätzlichere Theoriediskussion zum Thema „Sexualwissenschaft als Kulturwissenschaft“ eingelassen – so der Titel des die erste Nummer des „Archivs für Sexualforschung“ eröffnenden und damit sicher programmatisch zu lesenden Beitrags von Julius Wolf (Bd.1, Heft 1[1915] 1-10, der naturwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Sexualforschung entlang der Linie unterscheidet, dass jene das erforsche, was „das nicht von Menschen absichtlich Bewirkte“ betreffe (S. 2). B. Renz bewegt sich mit ihren Forschungen und Überlegungen zur Urgeschichte wohl gerade in einem Gebiet, das diese klare Grenzziehung zwischen „Natur“ und „Kultur“ nicht zulässt.
[114] Barbara Renz: Art. „Baum und Schlange“, in: Max Marcuse (Hrsg.), Handwörterbuch der Sexualwissenschaft, Bonn 2. Aufl. 1926, 47-50. Der Kontakt könnte über den Herausgeber Max Marcuse, der auch das Archiv für Sexualforschung herausgab, gelaufen sein.
[115] A. a. O., 47.
[116] Ebd. Gesperrt im Original.
[117] Renz (1926) 49. Gesperrt im Original. Es folgen nach diesen Sätzen nur noch das Literaturverzeichnis und ein Zusatz, der auf das größere Werk zum Thema, das im Entstehen sei, hinweist. Der Hinweis auf Leander van Ess bezieht sich auf eine katholische Bibelübersetzung des frühen 19. Jh.s, die der Benediktiner, Pfarrer und Privatgelehrte L. van Ess aus den biblischen Sprachen anfertigte.
[118] Dafür dürfte auch sprechen, dass B. Renz in ihrem Beitrag: Die Kinderseele nach dem Tode in der Auffassung verschiedener Völker, in: Die Christliche Frau 23 (1925) 41-43 am Schluss darauf abhebt, dass die hier ausgebreiteten Vorstellungen doch wohl überwiegend „noch aus einer Zeit stammen, als die Schwierigkeit der Erfassung des Geistes noch nicht vom monotheistischen Glauben erleichtert war“ (43). Der monotheistische Glaube, so ist zu folgern, stellt für sie die höchste Form der Religion dar.
[119] Barbara Renz: Geschwänzte Götter und gottähnliche Wesen, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft 14 (1927/28) 270-272.
[120] Barbara Renz: Sphinx, Greif und Phönix, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft 12 (1925/26) 137-143.
[121] Vgl. B. Renz (1925/6) 143.
[122] Vgl. B. Renz (1930) 100, Anm. 7.
[123] A. a. O., 100.
[124] A. a. O., 103. Barbara Renz verteidigt nicht Mose als den Autor des Pentateuch, sondern kann einen Ungenannten als Kompilator der Genesis ansetzen – dies zeigt, dass sie sich den strikten Vorgaben der päpstl. Bibelkommission aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jh.s über Mose als Autor des Pentateuch nicht beugt, sondern eigene Wege sucht. Diese historischen Differenzierungen sind allerdings für ihren Zugang nicht konstitutiv.
[125] Sie zitiert ihn a.a.O., 102 noch einmal mit der Auffassung, die Schlange bedeute „sexuelle Vorgänge im Innern der Eva“, denn „dass es sich nicht um eine Schlange im buchstäblichen Sinne gehandelt habe“, müsse daraus gefolgert werden, dass Eva sich über die der Schlange beigelegte Sprache gar nicht gewundert habe.
[126] Vgl. Josef Stiglmayr, in: Stimmen der Zeit 120 (1931) 222f (das Buch wird in der Rubrik „Religionsgeschichte“) vorgestellt; Berndt Götz, in: Zeitschrift für Sexualwissenschaft 18 (1930/31) 138, der B. Renz würdigt, insofern sie als Philologin der Sexualpsychologie „tiefe Erkenntnisse“ beschere. Das Exemplar des Buches in der Münsteraner Universitätsbibliothek stammt aus der Privatbibliothek von Heinrich Kaupel, der 1935-1953 an der dortigen Kath.-Theol. Fakultät Professor für Altes Testament war.
[127] Barbara Renz: Die heilige Schlange auf unserm heimatlichen Boden, in: Bayerischer Heimatschutz 28 (1932) 44-49.
[128] B. Renz (1932) 48f mit Anm. 55 und Abb. 37.
[129] Barbara Renz: Die kluge Schlange, in: Biblische Zeitschrift 24 (1938/39) 236-241.
[130] Dabei ist spürbar, dass sie die exegetischen Werke nicht als Exegetin rezipiert (wie sollte sie auch?), sondern als Philologin und vergleichende Ethnologin. So bezieht sie sich etwa auf Gunkels Genesiskommentar (Göttingen 1916), nimmt aber nur punktuell seine Charakterisierung der Schlange als „schlau und bösartig“ auf (vgl. B. Renz [1938/9] 236 mit Anm. 5), ohne sich auf seinen religionsgeschichtlichen Ansatz, der dem ihren in gewisser Weise nahesteht, insgesamt einzulassen.
[131] A. a. O., 238.
[132] A. a. O., 241. Gesperrt im Original.

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Marie-Theres Wacker,

is Professor of Old Testament and Women’s Studies in Theology/Gender research in Theology at the Faculty of Roman Catholic Theology, University of Münster since 1998. Her research focus lies in the areas of biblical prophecy, Hellenistic Judaism, the debate about biblical monotheism, biblical hermeneutics with special emphasis on gender, and the Christian-Jewish dialogue. Her most recent publication is: Feminist Biblical Interpretation. A Compendium of Critical Commentary on the Books of the Bible and Related Literature (1096 pages; Eerdmans: 2012; Gütersloher Verlagshaus: 3rd print 2007, ed. by Luise Schottroff and Marie-Theres Wacker, with seven contributions by her)

Marie-Theres Wacker,

ist Professorin für Altes Testament und Theologische Frauenforschung an der Römisch-Katholischen Theologischen Fakultät der Universität Münster. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der biblischen Prophetie, des hellenistischen Judentums, der biblischen Monotheismusdebatte, biblischer gendersensibler Hermeneutik und des christlich-jüdischen Gespräches. 2012 erschien die amerikanische Ausgabe des von ihr und Luise Schottroff herausgegebenen „Kompendium Feministische Bibelauslegung“ (Gütersloh 32007) im Eerdmans-Verlag (1096 Seiten; sieben der Kurzkommentare von M. Th. Wacker).

© Marie-Theres Wacker, 2013, lectio@theol.unibe.ch, ISSN 1661-3317

 
 
 
 

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